OW: Wie bist du im Winter auf Ski unterwegs? Piste, Heli, Freeriding, geführte Touren?

TG: Ich liebe das Skifahren abseits der Pisten im freien Gelände. Ich bin da sehr pragmatisch eingestellt und nehme alle Formen der Aufstiegsmöglichkeiten, die sich gerade bieten. An einem Tag mit dickem Schneefall reicht ein kleiner Sessellift mit einem guten Waldstück darunter, dass man Run für Run durchpflügt. Solche Tage schätze ich mindestens genauso wie große Ausflüge mit dem Heli in abgelegene Regionen bei sicheren Bedingungen.

OW: Was gibt dir das Skifahren?

TG: Dem Skifahren habe ich viel zu verdanken. Es hat mich quasi zu einem Entdecker gemacht und mir neue Möglichkeiten aufge- zeigt. Es hat mich immer gereizt, neue Abfahrten, Berge, andere Regionen oder auch Länder auf Skiern zu entdecken. Dabei lernt man unglaublich viele faszinierende Menschen kennen, muss sich Rat und Tipps bei Einheimischen einholen und sich auf Menschen einlassen, ihnen vertrauen. Das Skifahren hat mir deshalb auch Freunde fürs Leben gebracht.

OW: Welche der Spielarten des Skifahrens liebst du besonders?

TG: Ich würde sagen, dass Freeride Skifahren genau mein Ding ist. Ich mag verspieltes Gelände mit Kuppen, Felsen und Sprüngen – eben diese ganzen kleinen Features, die eine Abfahrt so interessant machen. Es kommt nicht nur darauf an, dass man runterkommt, sondern auch wie – dass man lernt, eine Linie zu lesen. Ich habe Spaß daran mir einen Berg genau anzuschauen, einzuprägen und dann möglichst  flüssig so durchzufahren, wie ich es mir vorgenommen habe. Das ist eine körperliche Herausforderung, aber vor allem auch richtig anspruchsvolle Arbeit für den Kopf. Zöpfe echten in geometrischer Genauigkeit hat mich dagegen noch nie wirklich gereizt.

OW: Wie bist du so intensiv in den Skisport hineingewachsen?

TG: Das ist eigentlich ein Zufall gewesen. Ich bin in Hessen aufgewachsen, also recht weit weg von den Bergen, vom täglichen Renn- training oder einer klassischen Skiausbildung. Mein Vater ist leidenschaftlicher Tiefschneefahrer und hat mich als Kind schon immer mitgenommen. Selbst wenn ich bis zum Hals im Schnee versunken bin, irgendwie hat mir das Spaß gemacht. Als Teenager bin ich dann mit einem guten Freund in Tignes in den französischen Alpen über das Freeride Buch „Tignes hors piste“ gestolpert. Dort waren 50 Freeride-Routen beschrieben, die mit Liften und kurzen Aufstiegen zu erreichen waren. Wir nahmen uns vor, immer wieder zu kommen bis wir alle Routen geschafft haben. Was wir als Teenager angefangen hatten, haben wir dann später vollendet, als wir uns den Traum erfüllt haben und zwei Winter als „Ski-bums“ in Tignes verbracht haben und jeden Tag auf den Ski standen.

OW: Kannst du ein paar Highlights aufzählen? Was hat dich besonders bewegt, fasziniert?

TG: Da gibt es schon einige. Ich war ja schon auf fast allen Kontinenten unterwegs. Vulkanbefahrungen in Chile, die kleinen Clubfields in Neuseeland, auf der Suche nach Powder in Kanada und den Rockies, Touren- gehen in Norwegen, Heliskiing in Georgien, Roadtrip durch die Türkei und natürlich die Alpen haben mir viele tolle Erlebnisse beschert. Aber die steilen „Spines“ in Alaska stechen da schon nochmal heraus. Wiley‘s Wall – wie diese relativ kurze aber steile Abfahrt von den Locals genannt wird – war skifahrerisch das eindrucksvollste Erlebnis: Als mich der Heli nach einem kurzen Blick auf die Abfahrt auf einer schmalen Kante ausgesetzt hatte, beschleunigte mein Herzschlag schon deutlich. Der Blick von oben in eine fast senkrechte Wand änderte daran auch nicht wirklich etwas. Dann die ersten Schwünge in diesem unglaublich fluffigen aber griffgen Schnee und die Anspannung löste sich auf in eine euphorische Mischung aus Adrenalin und einem bisher unbekanntem Fahrerlebnis, das es so bei uns in den Alpen aufgrund der Schneebescha enheit definitiv nicht gibt. Das war ein Gefühl, das ich gerne nochmal erleben würde.

OW: Welchen Wintersporttraum würdest du dir noch erfüllen?

TG: TG: Da gibt es schon noch einige Sachen: Zum Beispiel will ich schon seit Jahren das Marinelli Couloir, also die Ost anke des Monte Rosa Massivs, befahren. Dafür müssen aber meine eigene Fitness und die Bedingungen am Berg perfekt passen. Die Abfahrt gilt als eine der längsten der Alpen: Vom Einstieg auf über 4.000 Metern Höhe fährt man bis nach Macugnaga auf gut 1.000 Meter See- höhe. Das wäre schon ein kleiner Traum, der mir bei einem ersten Versuch vor über zehn Jahren noch verwehrt geblieben ist. Ansons- ten versuche ich mich mittlerweile nicht mehr mit großen Projekten zu beschäftigen, sondern zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um möglichst viel Pulverschnee pro Saison zu erwischen.

OW: Wie vereinst Du das mit Deinem Beruf?

TG: Ich habe ja das große Glück, in meiner PR-Agentur Hobby und Beruf gut zusammen bringen zu können. Mit der Ausrichtung auf alpine Sportarten, Outdoor und Tourismus kann ich natürlich durch mein Hobby sehr viel Know-How und Praxiswissen in meinen Beruf einbringen. Das macht unheimlich viel Spaß und bringt mir und unseren Kunden etwas. Außerdem muss ich natürlich ab zu auch berufl- ich in die Berge, was ich immer noch für ein unglaubliches Privileg halte. Das hätte ich mir bei der Entdeckung von „Tignes hors Piste“ damals sicher nicht erträumen können.