OW: Ich frage mal als Laie: Vermutlich läuft man im Winter vorrangig für den Trainingserhalt und im Sommer macht es wirklich Spaß. Richtig?

MF: Draußen in der Natur unterwegs zu sein – egal bei welchem Wetter – ist für mich ein Muss. Zum einen muss der Hund jeden Tag raus und genauso braucht auch sein Herrchen den Auslauf. Das ist inzwischen Routine oder ein Ritual, das aber immer wieder Spaß macht, weil mein Körper es braucht. Natürlich sind die Umfänge und die Anzahl der Trainingseinheiten geringer als im Sommer, auch die Intensität der Einheiten ist nicht so hoch.

OW: Welche Momente und Erlebnisse hast du im Winter, die du im Sommer nicht hast – abgesehen von kalten Füßen?

MF: Kalte Füße hab ich kaum, denn ich habe ja eine entsprechend angepasste Ausrüstung und da gehören auch Winterlaufschuhe mit dazu. Besonders Spaß macht es durch den frischen Schnee zu stapfen und auch mal beim „Deep-Snow-Full-Contact- Running“ knietief einzusinken, das gibt kräftige Oberschenkel und man kann sich dabei wunderbar auspowern. Oft suche ich bewusst die „Schneelöcher“ und mache dort ein paar Tiefschnee-Einheiten mit oder auch ohne Stöcke. Einmalig ist es auch, wenn die Sonne auf den Schnee scheint, alles glitzert und die Bäume voll weißer Pracht leuchten. Das ist immer wieder ein wunderbares Naturerlebnis, das meine Glückshormone „auf Hochtouren“ mitlaufen lässt.

OW: Knirschender Schnee, klirrende Kälte und Sonne – das macht sicherlich Spaß. Aber wie empfindest du winterliches Schmuddelwetter?

MF: Naja, auch ich muss mich bei Schneematsch und dunklen Wolken erst einmal motivieren raus zu gehen. Aber auch da folge ich stets meinem Motto und laufe nur so- lange es Spaß macht. Dann werden die Einheiten halt auch mal etwas kürzer oder – ich gestehe – die geplante Laufeinheit fällt aus. Wenn man sich zwingen muss, dann macht es keinen Spaß und bringt auch nicht den gewünschten Erfolg. Mein Geheimtipp bei Winter-Schmuddelwetter: Im Dunkeln loslaufen, dann sieht man das schlechte Wetter nicht so.

OW: Fühlst du dich im Winter beim Laufen nur allein oder auch ein bisschen stolz (im Sommer laufen kann ja jeder)?

MF: Ich bin ja leider immer ein „Alleinläufer“, da ich meine Laufzeiten so individuell legen muss, dass ein Trainingspartner schier ver- zweifeln würde. Von daher ist es im Winter auch nicht anders als im Sommer. Aber man glaubt nicht, wie viele „Verrückte“ es gibt, die auch im Winter laufend unterwegs sind. Bei uns im Frankenwald gibt es sogar eine Winterlaufserie der IfL, bei der extra „Wettkämpfe“ bzw. Läufe mit Zeitnahme im Winter durchgeführt werden. Manchmal starte ich mit meinen Laufkollegen auch bei Nikolaus- oder Silvesterläufen. Somit ist auch eine winterliche Laufgemeinschaft halbwegs gesichert. Als Alternative zum Laufen greife ich – sehr sporadisch – auch mal zu Langlaufski.

OW: Dein persönlicher Ausrüstungstipp?

MF: Ich ziehe im Winter immer mehrere Schichten an und habe meistens eine Lage zuviel an, aber lieber etwas mehr schwitzen als frieren! Wichtig für mich sind Winterlaufhosen, die weder Kälte noch Wind durchlassen, damit die Muskulatur immer schön warm bleibt. Softshell tut wie bei den Jacken hier gute Dienste. Damit ich vor dem kalten Wind geschützt bin, trage ich immer unter der Mütze noch ein Schlauchtuch, das dann auch Hals und Nacken schützt. Ich sehe da zwar oft aus wie ein Bankräuber ... aber die Frankenwäldler zuhause kennen mich ja und haben da keine Angst. Winterlaufschuhe (Goretex und knöchelhoch) und auch Gamaschen sind gerade bei Schneeläufen wichtig, damit kein/ kaum Schnee an die untere Kleidungsschicht kommt. Handschuhe trage ich nur wenn es richtig kalt ist oder zu Beginn des Trainings, meist muss ich sie später ausziehen, wenn der Körper auf „Betriebstemperatur“ ist.

OW: Gibt es vielleicht eine kleine Anekdote zu deinen Winterläufen?

MF: Hmmm, aufgrund meiner frühmorgendlichen Laufeinheiten zwischen vier und sechs Uhr bin ich stets mit Stirnlampe unterwegs und der einzige, dem Zeitungsausträger oder Schneeräumdienst begegnen. Die erschrecken manchmal und schauen verdutzt drein, weil da noch jemand außer ihnen zu dieser Zeit im Winter auf den Straßen unterwegs ist – und das auch noch freiwillig. Beim Bäcker, den ich bei meinen Morgenläufen regelmäßig ansteuere, um der noch schlafenden Familie immer frische Brötchen auf den Tisch zu bringen, habe ich deswegen meinen Spitznamen weg und werde einfach nur „das Lichtla“ genannt.