Kindheitserlebnisse prägen unser Verhältnis zu Schnee. Und immer noch sind wir wie elektrisiert, wenn der erste Schnee fällt. Die Tage und Wochen der weißen Jahreszeit sensibilisieren uns zunehmend für die Spielarten. Denn Schnee ist nicht gleich Schnee. Begeben wir uns auf eine Reise durch Wolken, Eiskristalle und schneereiche Länder ...

Aus der den blauen Planeten umgebenden Atmosphäre fällt, je nach Breitengrad und Lufttemperatur, Schnee in verschiedenen kristallisierten Formen als Eis nieder. Über 5000 verschiedene Schneekristalle hat der Amerikaner Wilson A. Bentley im 19. Jh. fotografiert.

Was aber ist Schnee?
„Auf dem Boden und seiner Pflanzendecke sowie auf Bauwerken werden die Kristalle als poröser Stoff abgelagert. Er besteht aus der festen Phase, nämlich dem Eis in Form von Schneekristallen oder -körnern, und den dazwischen liegenden, zusammenhängenden Poren. Diese sind mit Luft oder mit Wasser gefüllt ...“. So lautet die Definition des Landes Tirol aus 2000. Das ist also Schnee.

Wie genau entsteht Schnee?
Schnee ist eine von vielen Niederschlagsformen. Sie entsteht in hohen und kalten Luftschichten, wenn winzige unterkühlte Wassertröpfchen gefrieren oder sich Wasserdampf direkt um Kondensationskerne (z.B. Staubpartikel oder Keime) anlagert und gefriert. Ob und wie der Schnee dann letztlich auf die Erde rieselt, hängt dann noch vom Temperaturgefälle der unteren Luftschichten, dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlung, der Jahreszeit oder den Bodentemperaturen ab. Schnee entsteht also grundsätzlich als Wolkenniederschlag. Der Entstehungsprozess in den Wolken setzt bei Temperaturen unter −12 °C ein. Die entstandenen Eiskristalle, im Durchschnitt sind sie nicht größer als 0,1 mm, fallen durch die wachsende Masse nach unten und werden beim Fallen immer größer. Dabei resublimiert der in der Luft enthaltene Wasserdampf, wird als Eis feststofflich und trägt damit zum Kristallwachstum bei. Dabei bilden sich immer sechseckige Formen aus, die man in China im 2. Jh. v. Christus schon kannte. Liegt die Lufttemperatur nun nahe am Gefrierpunkt, werden die einzelnen Eiskristalle durch feinste Wassertropfen miteinander verklebt und es entstehen die bekannten an einen Wattebausch erinnernden Schneeflocken. Bei tiefen Temperaturen am Boden bilden sich nur sehr kleine Flöckchen, der sogenannte Schneegriesel.

Die Formen des Schnees
Schneeflocken sind filigrane Kunstwerke der Natur. Beim Übergang vom gasförmigen in den festen Zustand der Wassertröpfchen in den Wolken werden die Moleküle in ein Kristallgitter eingebaut, das immer einem hexagonalen Kristallsystem folgt. Kein Wunder, dass die Formgestalt der dabei entstehenden „Figuren“ unglaublich vielfältig sein kann. Inzwischen sind über 6.000 verschiedene Kristallfiguren in einem Atlas der Schneekristalle dokumentiert. Nadelförmig werden die Kristalle bei Temperaturen zwischen -4 bis -8°C. Zu Säulen, Platten oder Prismen wachsen sie bei -8 bis -12°C. Sternförmig können sie sich bei -12 bis -18°C entwickeln, und als Griesel oder unvollständige Dendriten oder Plättchen wachsen sie bei -18 bis -26°C zusammen. An der sechseckigen Grundstruktur ändert sich nie etwas. Auswirkungen auf die Formvielfalt des Schnees haben einerseits die Temperaturen in der Wolke, das Feuchtigkeitsangebot und die Verweildauer in der Atmosphäre. Denn das einzelne Schneekristall ist bei der Entstehung ja noch keine Flocke. Dazu bedarf es neben Turbulenzen auch elektrischer Ladungen. Eine Flocke ist immer ein Konvolut verschiedener Schneekristalle, die sich ineinander beim Fallen verhaken. Was dann auf den letzten Metern über dem Boden passiert, bestimmt die Form des Niederschlags und die Gestalt der Schneeflocke. Die Schneekristalle können in Bodennähe z.B. aufschmelzen, weiterwachsen, vergraupeln oder zerbrechen...

Michael Sänger

Weitere Inhalte in diesem Artikel

  • Warum ist der Schnee eigentlich weiß?
  • Welche Schneearten gibt es?
  • Sprachen und der Schnee

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