Die sogenannten „Caminos de Santiago del Norte“, d. h. all jene Routen, die über den Nordstrich nach Santiago de Compostela führen, wurden 2015 sogar als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.

Zwei dieser Routen führen durch das Fürstentum Asturien, eine autonome Region im Nordwesten Spaniens. Zusammen mit den vielen Nebenrouten führen über 523 km Jakobswege durch Asturien. Die Region erstreckt sich vom Golf von Biskaya bis zum Kantabrischen Gebirge. Im Westen liegt Galicien, im Osten Kantabrien und im Süden liegen Leon und Kastilien. Küsten, Fels- und Berglandschaften prägen das Bild Asturiens ebenso wie die Spuren der Vergangenheit, die sich in Landwirtschaft, Kultur und Architektur wiederfinden.

CAMINO PRIMITIVO

Dem Grenzstein nach weiter auf dem Camino de Santiago
© Noé Baranda

Einer Legende zufolge war der asturische König Alfonso II. der erste Pilger. Im Jahr 813 nahm er den Weg nach Santiago de Compostela auf sich. Die Strecke, die er damals zurück legte, gilt heute als der älteste belegte Pilgerweg nach Santiago. Seit dem 9. Jh. bis heute folgen Gläubige seinem Beispiel. Sie pilgern auf dem Camino Primitivo, dem „ursprünglichen Weg“ nach Galicien, um in der Stille und Einsamkeit des Pilgerwegs zu sich selbst zu finden. Start der Route ist San Salvador, die Kathedrale von Oviedo.

Unterteilen lässt sich der Camino Primitivo in sieben Etappen, wobei Pilgernde aufgrund der vielen Unterkünfte und Herbergen entlang der Strecke selbst entscheiden können, wo und wann sie Pause machen. Bis zur vierten Etappe nach Pola de Allande gibt es nur eine Route, danach kommt eine zweite Alternativroute hinzu. Die „Variante los Hospitales“ (der Weg der Krankenhäuser) führt zu Ruinen alter Krankenhäuser und Herbergen für Pilgernde. Der Weg ist sehr anstrengend und führt zum Teil durch verlassene Gegenden. Wer sich für diese Strecke entscheidet, sollte eine gute Fitness und Kondition mitbringen. Einige Kilometer vor Berducedo, dem Startort der sechsten Etappe, vereinigen sich die beiden Routen wieder.

Im Inneren des Klosters Santa María La Real de Obona
© Juan de Tury

Unterwegs folgen Pilgernde nicht nur exakt dem Weg König Alfonso II., auch treffen sie auf kulturelle und spirituelle Höhepunkte. Nicht entgehen lassen sollte man sich etwa ganz zu Beginn der Tour einen Besuch der Kathedrale von Oviedo, zu deren Toren eine steinerne Statue von König Alfonso II. steht. Auch werden hier einige Reliquien aufbewahrt, etwa ein Heiliges Grabtuch, das Oviedo im Mittelalter zu einem beliebten Pilgerziel für Christen machte. Spannend ist auch das verlassene Kloster Santa María la Real de Obona, das über einen kurzen Abstecher auf der vierten Etappe zu erreichen ist. Das Benediktinerkloster wurde im 12. Jh. errichtet und galt einst als obligatorischer Durchgangsort für Pilgernde nach Santiago.

CAMINO DEL NORTE

Der „ursprüngliche Weg“ blieb nicht lange allein. Bald entstanden weitere Pilgerwege nach Santiago, darunter der Camino del Norte, der Küstenweg. 284 km lang ist die Route entlang der nördlichen Küste Asturiens. Insgesamt 13 Etappen durchqueren die Region und entfernen sich kaum vom Meer. Start ist Irún im Baskenland, das Ziel des asturischen Teils ist Abres. Über die Grenzen des Fürstentums hinaus führt der Weg weiter nach Santiago.

Blick auf die Gemeinde Grandas de Salime © Camilo Alonso

Beeindruckend auf dem Küstenweg ist der Blick auf das maritime und ländliche Asturien. Mittelalterliche Brücken und Städte werden passiert, es geht vorbei an ehemaligen Pilgerkrankenhäusern und zwischendurch laden weiße Sandstrände dazu ein, den Füßen eine Pause von den Wanderschuhen zu gönnen. Kulturelle Höhepunkte sind etwa die Kirche Santa María de la Oliva in Villaviciosa, die den architektonischen Übergang von der Romanik zur Gotik sichtbar macht, sowie die Kirche San Salvador de Valdediós im Ort Priesca. Die unter König Alfonso III. errichtete Kirche wurde im Jahr 894 von sieben Bischöfen geweiht. Auf der sechsten Etappe am Berg Areo zwischen Gijón und Avilés findet sich außerdem eine Nekropolis aus Megalithen und Hügelgräben. 

Annabelle Gummersbach

 


INFO:

Asturien Tourismus 
Tel. +34 985/185 860 
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