In der Fränkischen Schweiz prägt die weit verzweigte Wiesent mit all den kleinen Zu- und Nebenflüssen die felsige, verwinkelte Landschaft in Bayerns Norden. Einst tummelten sich hier Meerestiere, dann herrschte tropisches Klima, ehe sich das Meer im Tertiär zurückzog und die im Weißen Jura entstandene Felslandschaft freilegte.
 

Ein ideales Revier für Wanderer, Kanuten, Kletterer und Höhlenforscher. Und sofern man die Speläologie, also die Höhlenforschung, nicht professionell betreiben möchte, lässt sich diese wunderbar in eine Wanderung integrieren. Die Welt unter Tage in ihrer Stille und Dunkelheit zu erleben, die kühle, das ganze Jahr über konstante Temperatur zu spüren, die reine, keimfreie Höhlenluft zu atmen und die fragilen bis bizarren Lebens- und Gesteinsformationen unter der Erde zu entdecken – das ist der Extra-Kick für jede Wanderung.

Schauhöhlen

Am entspanntesten geht das in einer für den Tourismus zugänglich gemachten und beleuchteten Höhle, vor allem in der Teufelshöhle bei Pottenstein, der wohl berühmtesten und zugleich größten Höhle der Fränkischen Schweiz. Auf einer Gesamtlänge von ca. drei Kilometern erstrecken sich die engen Gänge und großen Hallen der Tropfsteinhöhle unter der Erde, wovon jedoch „nur“ 1,7 km der Öffentlichkeit zugänglich gemacht sind. Wunderschöne und zugleich bizarre Kunstwerke aus Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagmaten sowie zahlreiche Fossilien und das Skelett eines Höhlenbären lassen sich hier auf verschiedenen „Stockwerken“ unter Tage bewundern. So viel Höhlenschönheit hat sich herumgesprochen, jährlich bis zu 140.000 Besucher zählt die Teufelshöhle. Doch auch der Besuch der weniger frequentierten Sophienhöhle in der Gemeinde Ahorntal oder der Binghöhle bei Streitberg lassen sich wunderbar in eine Wanderung integrieren oder als erlebnisreicher Start- bzw. Endpunkt einer Tour nutzen.

Höhlenwandern

So schön touristisch erschlossene Schauhöhlen auch gestaltet sind, richtiges Höhlenwandern ist das freilich nicht. Also, raus in die Fränkische Felsenwelt und rein ins Abenteuer unter Tage. Bei Muggendorf im Wiesenttal liegt der Höhlenweg, dessen Name volles Höhlenprogramm verspricht. Wer sich auf die etwa fünf Kilometer lange Tour begibt, sollte neben einer guten Wanderausrüstung vor allem auch eine vollständig aufgeladene Taschenlampe dabeihaben, denn der Wanderweg führt direkt durch die unbeleuchtete, rund 60 Meter lange Oswaldhöhle, in der sich Höhlenwanderer stellenweise auf ca. 1,5 Meter kleinmachen müssen. Herzstück ist die „Große Halle“, in der einst Priester, der Sage nach, ein kultisches Wasserbecken für ihre Zeremonien fanden. Wem jetzt Fantasie und Forschergeist durchgegangen sind, der entdeckt am südlichen Eingang der Oswaldhöhle einen kleinen Schluf zur Wundershöhle. Kriechend erreicht man so die ca. 70 Meter lange Karsthöhle, in der teilweise noch gut erhaltene Gesteinsformationen aus Sinter in mehreren Höhlenräumen zu entdecken sind. Spätestens die Wundershöhle sollte nur mit einer guten Lichtquelle und aufgrund des engen Eingangsschlufes von platzangstfreien Wanderern begangen werden. In der Höhle findet sich ein weiterer Verbindungsschluf zur Witzenhöhle, dieser ist jedoch recht schwer zu passieren und verlangt robuste Kleidung, die viel Dreck vertragen kann. Besser man folgt weiter dem mit rotem Senkrechtstrich markierten Höhlenweg, denn dieser führt wenig später auch zum Haupteingang der Witzenhöhle. Der Höhlenforscher Johann Friedrich Esper beschrieb diese im 18. Jahrhundert als die schauervollste Höhle der Fränkischen Schweiz und dachte dabei wohl an die Legende, die von grausamen Opfergaben für den slawischen Lichtgott Svantevit erzählt, die in der Witzenhöhle stattgefunden haben. Vorbei an einigen Aussichtspunkten und der regelmäßig mit müde flackernden Kerzen ausgestatteten Rosenmüllershöhle geht es letztlich zurück nach Muggendorf. Höhlenwandern par excellence – und das gibt es vielerorts in der Fränkischen Schweiz. Zum Beispiel auch auf dem 13 Kilometer langen Plecher Höhlenweg, der geheimnisvolle Höhlen und abstrus geformte Dolomitfelsen miteinander verbindet.

Höhlenerforschung

So eine Höhlenwanderung macht Lust auf mehr, und man ist schnell gewillt, es den professionellen Höhlenforschern gleichzutun, mal so richtig abzutauchen unter Tage. Der Solinger Lampenhersteller Ledlenser ermöglichte es uns, in die Welt der Speläologie hineinzuschnuppern, und entführte uns in die „Höhle ohne Namen“, eines von vielen Höhensystemen in der Fränkischen Schweiz, die jedem (nach Anmeldung und/ oder Erlaubnis des Besitzers) offenstehen. Zusammen mit zwei Bergführern, zwei Höhlenführern und ausgestattet mit robustem Overall, Helm und den hochwertigen Stirnlampen von Ledlenser geht es gleich hinter einem Gasthof durch eine unscheinbare Holztür, dahinter ein Gang, der direkt in den Felsen führt. Schon kurz hinter dem Eingang wird es stockdunkel: Ohne eine gute Lichtquelle sind Menschen hier aufgeschmissen. Während der vordere Teil der namenlosen Höhle, die zu den größten und spannendsten Karsthöhlen der Fränkischen Schweiz gehört, noch harmlos und leicht zu begehen ist, geht es im hinteren Teil ans Eingemachte. Enge Schlufe, die nur mit dem Kopf voran und kriechend zu passieren sind, schmale Durchgänge, durch die es sich zu quetschen gilt, Klettereinlagen am feuchten Felsen und Querungen von metertiefen Schluchten, die das Anseilen erforderlich machen, knöcheltiefer Höhlenschlamm und knietief im Wasser versunkenen Räume – all das fordert den Hobbyhöhlenforschern körperliches Können ab. Überall zweigen kleine Gänge ab, ein wahres Höhlenlabyrinth, in dem sich unerfahrene Hobbyforscher jederzeit verlaufen können. Platzangst? Fehl am Platz! Immer tiefer führen schmale Felsdurchlässe, die man nur seitlich passieren kann, und steile, nasse Abbrüche hinunter. Hier unten ist nichts, nur Stille und absolute Dunkelheit. Wer das tageshelle Licht der Stirnlampe ausschaltet, sieht nichts, keine Umrisse, keine Konturen, nicht einmal die Hand vor Augen. Ein spannendes und teilweise beklemmendes Erlebnis, für das man zwingend einen Höhlenführer und gute Ausrüstung dabeihaben sollte. Die Fränkische Schweiz ist ein Unter-Tage- Eldorado für jeden Anspruch. Ganz egal, ob in Schauhöhlen, in kleineren „Wanderhöhlen“ oder in riesigen, verwinkelten Höhlenlabyrinthen, die sich allesamt wunderbar mit der Wanderleidenschaft vereinen lassen. In diesem Sinne: Sonne aus, Licht an!


HÖHLENERFORSCHUNG AUF EIGENE FAUST
• Unerfahrene Wanderer nur mit Führer!
• Gute körperliche Verfassung unabdingbar, keine Platzangst oder Angst vor Krabbelgetier
• Robuste, warme Kleidung, die dreckig werden kann (schützt auch vor Schrammen und Verletzungen); Ideal: ein Höhlenoverall • Ein Helm ist unerlässlich
• Ggf. Knie- und Ellbogenschützer tragen
• Rutschfeste, stabile Schuhe sind ein Muss
• Niemals alleine gehen, idealerweise mindestens zu dritt
• Gutes Licht mitnehmen, doppelt Batterien mitführen, vorher auf Funktion prüfen
• Wasserspiegel bzw. Wettervorhersagen beachten
• Jahreszeit beachten
• Falls vorhanden: Höhlenkarte mitnehmen

• Den Besuch anmelden bzw. jemandem Bescheid geben
• Keinen Müll hinterlassen, nichts zerstören


 

Jarle Sänger

Weitere Höhleninfos:

Teufelshöhlen, Pottenstein

Sophienhöhle, Ahorntal

Oswaldhöhle, Muggendorf

Höhle ohne Namen, Steinamwasser