Für Philipp Klais, Orgelbauer in vierter Generation, ist der Glaubensstreit um Mondholz unverständlich. „Das ist kein Aberglaube, auch wenn mancher Förster leicht entgeistert schaut, wenn wir Mondholz bei ihm bestellen.“ Danach muss es noch viele Jahre auf dem Hof des verwinkelten Werksgeländes ruhen. Der knallhart kalkulierende Orgelbauunternehmer, im internationalen Wettbewerb mit rund 70 hochspezialisierten Mitarbeitern, ist von seiner Methode überzeugt. Kostspieligen Hokuspokus kann er sich nicht leisten.

Blick in die Geschichte
Glaubt man indes der deutschen Forstindustrie oder einigen Forstwissenschaftlern der TU Dresden, so muss man die dem Mondholz zugeschriebenen, besonderen Qualitäten in Zweifel ziehen. Die Bedeutung von Mondholz beruhe, so die TU Dresden, alleine auf Volksglaube und einem auf dem romantischen Bedürfnis nach einem unverfälschten Rohstoff basierenden Marketingmodell. Der Österreicher Erwin Thoma, gelernter Forstmann und Sägewerksbetreiber, widerspricht vehement. Er verweist auf Holzkamine in alten Bauerngehöften, deren Oberfläche allenfalls verruße oder verkohle, aber niemals brenne. Er verweist auf Bauern, die ihre Zaunstempel für die Weideabgrenzung aus Holz fertigten, das bei abnehmendem Mond geschlagen worden sei und nicht verfaule. Das Holz für die Viehtränken würden sie bei zunehmendem Mond schlagen. Christbäume, die bei abnehmendem Mond geschlagen würden, nadelten nachweislich so gut wie nicht. Der Mann sollte es wissen, verkauft er schließlich Jahr für Jahr 10.000 Festmeter Mondholz mit Qualitätszertifikat und Garantie.

Schon die Römer ließen ihre Galeeren ausschließlich aus Mondholz bauen, da es der Bohrmuschel, dem Pendant des Borkenkäfers im Wasser, widerstand. Der älteste Holzbau der Welt, eine japanische Pagode aus dem 4. Jahrhundert, besteht angeblich aus Mondholz und widerstand bzw. widersteht bis heute allen Witterungseinflüssen ohne jede chemische Behandlung...

Michael Sänger

 

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