Manchmal sind es Zufälle, die etwas ganz Besonderes zu Tage fördern. So auch die Geschichte von Greet und Piet. Eines Tages wurde die Fotografin Andrea Stultiens gefragt, ob sie Interesse an alten Fotos aus einem Nachlass hätte. Sie nahm die Bilder gerne an und wühlte sich durch 3.000 Aufnahmen. Was sie fand, war eine besondere Liebesgeschichte zweier Menschen zueinander und zu den Bergen. Wobei, Geschichte kann man es eigentlich nicht nennen. Es wird nichts erzählt, es gibt keine Informationen. Andrea Stultiens kennt zu Beginn nur die Initialen: G. und P. Doch die Fotos sprechen für sich, sie faszinieren und lassen in der Vorstellung des Betrachters eine ganz eigene Geschichte entstehen.

In dem kleinen Fotoband „Komm, mein Mädchen, in die Berge“, das 2008 erstmals erschienen und nun in einer Neuauflage verfügbar ist, sammelt Andrea Stultines die Urlaubsbilder des niederländischen Paares. Über Jahrzehnte, von den früheren 50ern bis in die 80er Jahre hinweg, fotografierten sich Greet und Piet per Selbstauslöser in den Bergen. Bei Sonnenschein, im tiefsten Schnee, im getauten Gras, dabei immer einander zugewandt. Die Bildsprache ist so stark, dass man sich ihnen beim Betrachten der Bilder gleich nahe fühlt. Ganz ohne Worte wird eine Geschichte erzählt. Die Geschichte einer Ehe, einer Liebe und dem Glück, in den Bergen zu sein.

Es gibt keine Texte, keine Unterschriften, keine Beschreibungen. Nur das Paar, das sich in nahezu immer gleicher Pose vor wechselnden Alpenkulissen fotografieren lässt. Immer nah beinander, einander die Hände haltend oder dicht aneinander gelehnt. Sein Blick auf ihr, ihr Blick in der Ferne, die Berge im Hintergrund. Blättert man sich durch den Bildband und sieht, wie die Jahre vergehen, fühlt man sich verbunden mit Greet und Piet. Fast so, als hätte man an ihrem Leben teilgenommen, würde sie kennen, hätte sie in jungen und später in älteren Jahren erlebt und auf ihren Reisen durch die Alpenregion begleitet.

Die Bilder sprechen für sich. Sie machen glücklich, lassen einen verträumt daran denken, wie schön das Leben des Ehepaares gewesen sein muss. Ist es nur eine Illusion? Man weiß es nicht. Alles, was der Leser über Greet und Piet erfährt, sieht er in den Bildern. Nur ein kleines Nachwort gibt mehr Informationen zu den Menschen hinter den Fotos. Doch das Geheimnis, das das Paar umspielt, bleibt bewahrt. Und so kann sich der Leser zufrieden dem Gefühl hingeben, dass das Leben des Paares ebenso unbeschwert und liebevoll gewesen war, wie es die Bildergeschichte in den Bergen erzählt.

  Komm, mein Mädchen, in die Berge
  Eine fotografische Liebesgeschichte in den Alpen
  Von Andrea Stultiens
  Mit einem Nachwort von Melanie Mühl
  Favoritenpresse, Neuauflage 2020
  104 Seiten 14 x 20 cm, geb. 84 Abbildungen
  ISBN 978-3-96849-000-7
  Text in deutscher und englischer Sprache
  15 €

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                           Annabelle Gummersbach