Startpunkt des Kanonenbahn-Radweges ist Dingelstädt, eine Kleinstadt im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Von dort aus geht es entlang der stillgelegten Bahnstrecke nach Küllstedt und Lengenfeld unterm Stein über Geismar, und schließlich nach Frieda an der Werra.

Die Bahntrasse wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gebaut und bis 1880 weitgehend fertiggestellt worden. Das Ziel war es eine durchgehende Ost-West-Verbindung zu schaffen. Der Name der Strecke lässt sich übrigens auf ihre ehemals militärische Bedeutung zurückführen. Heute ist der Abschnitt Leinefelde-Eschwege zu einer Draisinenbahn umgebaut, entlang derer Radfahrende und Wandernde gemütlich den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal erkunden können.

Die Tour begeistert mit einer Mischung aus lebendiger Eisenbahngeschichte und friedlicher Landschaft. Vor allem Eisenbahntunnel und Viadukte, Bergpanoramen und Flusstäler prägen den Streckenverlauf. Mit im Programm ist die vielfältige Natur, die der Radweg u. a. im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal passiert.

Besonderheit des Kanonenbahn-Radweges: Drei Landkreise (Eichsfeld, Unstrut-Hainich, Werra-Meißner), drei geologische Formationen und drei Naturräume sind hier entlang des „Grünen Bandes“, der ehemaligen innerdeutschen Grenze, miteinander verbunden.

Geschichte trifft Naturvergnügen

Zahlreiche Ausblicke warten entlang des Radweges 
© Eichsfeld-Hainich, Tim Moritz Koch

Nicht nur die Bahnlinie an sich sorgt für Staunen, auch warten viele kulturelle und architektonische Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke auf die Besucher. 

Franziskanerkloster Kerbscher Berg

Bald nach dem Beginn der Tour etwa lockt das ehemalige Franziskanerkloster Kerbscher Berg mit seiner Parkanlage zu einem ersten Stopp. Die alte Klosterkirche und der Klostergarten mit eindrucksvollem Kreuzweg stimmen auf einen Ausflug in die Vergangenheit ein.

Küllstedter Eisenbahntunnel

Längster Radwegetunnel in Deutschland © Eichsfeld-Hainich, Rainer Grohe

Insgesamt werden auf der gesamten Strecke fünf Eisenbahntunnel durchfahren. Der Küllstedter Tunnel ist mit 1,5 km deutschlandweit der längste Radwegetunnel. Wer hier durch will, zieht sich besser warm an. Denn bei konstanten 8-10°C kann es doch mal etwas kälter werden. Während des Baus von 1876 bis 1879 mussten die Bauarbeiter noch in Dunkelheit ausharren, heutzutage ist der Tunnel aber bestens beleuchtet und ermöglicht freie Sicht auf die eindrucksvolle Steinbaukunst.

Wasserfall Großbartloff

Zehn Meter stürzt die Lutter hier in die Tiefe – das ist einzigartig im Naturpark. Der Ort, der u. a. Wasseramseln, Zaunkönigen und Gebirgsstelzen beheimatet, ist ideal für ein Picknick vor rauschender Wasserkulisse.

Eisenbahn-Viadukt Lengenfeld unterm Stein

237 m lang und 24 m hoch präsentiert sich das Bauwerk (s. Titelbild). Der Radweg führt unter dem Bauwerk hindurch und lädt dazu ein, die eisernen Rundbögen in Ruhe bei einer Pause zu bewundern.

Ausflugstipp: Am ehemaligen Bahnhof Lengenfeld starten Draisinenfahrten. Manche führen sogar über das Viadukt.

Kurz vor dem Ende der Tour  im hessischen Frieda verläuft der Kanonenbahn-Radweg noch ein Stück auf dem Kolonnenweg. Dieser wurde bis zum Mauerfall von den DDR-Grenztruppen an der innerdeutschen Grenze genutzt. Heute sind Kolonnenweg und Kanonenbahn-Radweg dazu gedacht, die Natur zu erleben.

Weitere Infos & GPX-Track zum Download: www.eichsfeld.de

 

Text von Annabelle Gummersbach