von Stefanie Grobauer

Erster Tag: Eintauchen in die Bergwelt

Gestartet wird direkt am Ortsplatz in Mariapfarr. Verlässt man den Ort, geht es erstmal mäßig steigend über einen gut ausgeschilderten Weg auf den ersten Gipfel des Tages. Etwas versteckt auf einer Lichtung im Wald findet man das Gipfelkreuz vom Moserkopf. Wir machen ein Foto, checken mit Hilfe des QR-Codes auf dem kleinen Taferl in der SummitLynx App ein und sichern uns damit die ersten 5 Punkte der Lungauer Tauern Krone Wandernadel.

Weiter geht es zum Kleinen Gurpitscheck, eine Strecke die von den schnelleren unter euch auch im Laufschritt bewältigt werden kann, und zum steil ansteigenden Großen Gurpitscheck, hier sollte man etwas Vorsicht walten lassen. Auf einer Höhe von 2.526 m ü.d.M. genießen wir eine fantastische Aussicht auf die umliegende Berg- und Seenlandschaft.

Der nächste Streckenabschnitt ist einer der schönsten, denn es laden gleich drei Bergseen zum Baden und Verweilen ein. Für die Hungrigen unter euch empfehlen wir ein frisches Schnittlauchbrot auf der Toni-Mörtlhütte. Gut gestärkt nehmen wir die letzten Kilometer des ersten Tages in Angriff und erreichen am frühen Abend die ruhige Granglerhütte. 

Alternativ kann die erste Tagesetappe dank der in der Nähe liegenden Bergbahn abgekürzt werden, diese bringt Wanderer auch im Sommer zweimal wöchentlich auf die Fanninghöhe.

Zweiter Tag: Anstieg mit Belohnung

Blick auf die Akarscharte von unten © Stefanie Grobauer

Tag zwei beginnt mit einer gemächlich ansteigenden Schotterstraße durch einen für den Lungau typischen Schwammerlwald, stets begleitet vom beruhigenden Rauschen der Bäche und fröhlichem Vogelgezwitscher. Nach ca. 2,5 km erreicht man den Talkessel und ist umgeben von einer wunderschönen Almlandschaft. Immer auf der Hut vor Kuhfladen überqueren wir die Almwiese und erwarten schon gespannt den Oberhüttensee hinter dem Sattel. Dieser bietet sich für eine kurze Mittagspause in der Sonne an, denn nun ist es vorbei mit gemütlich.

Bereits von einer früheren Wanderung weiß ich, dass es die Akarscharte in sich hat und man von unten nur einen Teil des Anstiegs sehen kann. Einen dahinter liegenden Hügel gibt es dann quasi als Zugabe. Da man die Baumgrenze nun bereits überschritten hat, wird es vor allem bei Sonnenschein ein richtig heißer Anstieg, ein kurzer Nieselregen kann hier für angenehme Abkühlung sorgen. Während dem Aufstieg kommen mir erste Zweifel, warum ich nicht einfach mit einem guten Buch auf der Couch liege, doch oben angekommen weiß ich wieder warum. Die Rundumsicht ist einfach gigantisch.

Hat man diesen Abschnitt hinter sich, kommt man hinunter zu den schönen Giglachseen. Hier stehen zwei gemütliche Hütten für die Übernachtung zur Verfügung und bieten hausgemachte Köstlichkeiten wie Pfirsichkuchen oder Burger, mit Fleisch aus der eigenen Rinderzucht. 

Dritter Tag: Fordende Kilometer, beeindruckende Landschaft

Es ist acht Uhr und ein herrlicher Morgen: umgeben von hohen Berggipfeln, in der Morgensonne dampfenden Almwiesen, glitzernden Bergseen und dem Glockengebimmel der Schafe. Es gibt keinen Ort auf dieser Welt, an dem ich gerade lieber wäre. Wir passieren die Giglachseen und schlängeln uns langsam nach oben in Richtung Rotmandlspitze, zumindest anfangs. Je näher man der Spitze kommt, umso steiler wird der Weg. Meiner Meinung nach ist der Anspruch des Weges für Bergwanderneulinge nicht zu empfehlen. Auch wenn es keine ausgesetzten Stellen gibt, erfordert der Weg Trittsicherheit und ist aufgrund seiner Steilheit nicht zu unterschätzen. Oben angekommen wird man von einem provisorisch aus Baumstamm und Ast gebautem Gipfelkreuz und einer spektakulären Aussicht erwartet.

Der Vorteil bei fordernden Etappen: Man muss nicht mit überlaufenen Gipfeln rechnen sondern darf den Berg für sich alleine erleben. 

Nun folgt ein langer Abstieg. Der erste Downhill-Abschnitt macht unglaublich viel Spaß aber erfordert Vorsicht. Wackelige Steinblöcke können schnell für einen Sturz sorgen. Der zweite Teil ist mühsam und die Beine sind schon müde. Die Keinprechthütte ist schon lange in Sicht und wir arbeiten uns nach unten. Jetzt gibt es erstmal eine leckere Kaspressknödelsuppe zur Stärkung und eine geselligen Plauderei mit dem Hüttenwirt.

Aufstieg zur Trockenbrotscharte
© Josef Gruber

Beim Brunnen werden die Getränkeflaschen mit frischem Bergwasser aufgefüllt (es gibt übrigens auf der gesamten Strecke unzählige Möglichkeiten seinen Wasservorrat aufzufüllen) und dann geht es weiter. Ich bin etwas überrascht als ich erfahre wo wir jetzt noch rauf sollen. Die Rast auf der Hütte ist also wärmstens zu empfehlen. Kurz nach der Hütte biegen wir rechts ab und folgen einem abwechslungsreichen, zunächst noch flachen Weg über die Zirbenböden. Ich tanke wieder Motivation. Allerdings bringt mich der Anstieg auf die Trockenbrotscharte sowohl körperlich als auch mental an meine Grenzen und erinnert mich an die (operationsbedingt) noch fehlenden Wanderkilometer in diesem Jahr. Umso größer ist der Stolz als ich oben ankomme, wo die anderen bereits jubelnd auf mich warten. Und riesig ist die Freude als ich sehe, dass es nicht mehr weit ist bis zur Landawirseehütte, dem heutigen Ziel. Mit einem Schnäpschen stoßen wir auf unser drittes Etappenziel an. 

Vierter Tag: Genussvoll von Hütte zu Hütte

Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir schon früh in den Tag, immer der Sonne entgegen. Der erste Uphill hat es gleich in sich und es kommen uns nur wenige Bergsteiger entgegen, was vielleicht an der frühen Uhrzeit liegt. Wir gehen stillschweigend vor uns hin und nutzen die Morgenstimmung für eine Art meditatives Gehen. Oben wieder vereint bringen wir den folgenden Abstieg relativ rasch hinter uns und erreichen die wunderschöne Gollinghütte, in der es die erste Erfrischung und eine hervorragende Süßspeise gibt.

Für alle, die diese Etappe zweiteilen möchten, empfiehlt sich eine Übernachtung in der Gollinghütte mit ihrem freundlichen und hilfsbereiten Personal.

Nach dieser Stärkung geht es weiter in Richtung Greifenbergsattel. Ein schöner Anstieg, technisch nicht schwierig jedoch sehr steil. Auch der darauffolgende Downhill erfordert Konzentration und Trittsicherheit. Die Belohnung für diesen fordernden Streckenabschnitt kommt erneut in Form von glitzernden Bergseen, wobei der Klaffersee als einer der Schönsten Lungaus gilt. Die letzte Stunde zur Laßhoferalm ist nicht mehr schwierig, hier kann man sich etwas auslockern. 

Fünfter Tag: Bergseenkulisse motiviert müde Beine

Am Landschitzsee, Etappe 5  © Stefanie Grobauer 

Die Beine fühlen sich schon etwas schwer an und auch die Motivation fällt nicht mehr ganz so leicht wie noch am ersten Tag. Aber sobald wir die von der Alm wegführende Forststraße verlassen und entlang dem Wasserfall zu den drei übereinander liegenden Landschitzseen wandern, kommen wir wieder in unseren Flow und genießen einfach die Landschaft. Auch diese drei Bergseen liegen herrlich eingebettet in der Lungauer Bergwelt. Die verfügbaren Picknickplätze bieten sich für eine längere Rast an. Nach einem letzten Anstieg zur Hasenhöhe geht es bergab. Dieser Abschnitt eignet sich auch hervorragend für Trailrunner, denn bis kurz vor dem Sattelkogel läuft es sich super in der schönen Wiesen- und Bachlandschaft. Danach geht es über einen Jagasteig am Fuße des Prebers zurück zur Grazer Hütte, unserem heutigen Ziel. 

Sechster Tag: Kontakt zur Zivilisation und eine letzte Hütte

Der Preber liegt noch hinter einer Nebelschwade versteckt, als wir über den wunderschönen Höhenweg zur Preber-Halterhütte aufbrechen und wieder in den Salzburger Lungau (ein Teil der Strecke liegt auf steirischem Gebiet) zurückkehren. Ein einfacher Abstieg über knapp 400 hm bringt uns zur Ludlalm am Prebersee, wo wir ein zweites Frühstück auf der sonnigen Terrasse mit Blick auf den See genießen.

Nun kommen wir nach Tagen wieder kurz zurück in die Zivilisation. Anfangs geht es noch durch einen Lärchenwald vorbei an urigen Almhütten, dann über eine Forststraße in den kleinen Ort Lessach. Nachdem dieser Streckenabschnitt auch als offizielle Mountainbikestrecke gekennzeichnet ist, kommen uns regelmäßig Biker unter, was jedoch nicht störend ist. Wir folgen den Schildern im Ort und steigen über Serpentinen auf einer Forststraße zur Wildbachhütte hoch. Wer mit Kindern unterwegs ist, kann alternativ den Familien-Erlebniswanderweg (Steig) ab dem Parkplatz „Wildbachhütte“ wählen. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Hütte und genießen unseren vorerst letzten Hüttenaufenthalt mit Brettspielen, hausgemachten Köstlichkeiten und in netter Gesellschaft.

Siebter und letzter Tag

Stillschweigend sitzen wir am Frühstückstisch, wehmütig dass die Bergtour nun doch tatsächlich fast vorbei ist. Passend zu unserer Gemütslage wird der erste Streckenabschnitt als der „Weg der Stille“ bezeichnet, ein schöner Waldsteig gesäumt von zig Schwarzbeersträuchern. Nicht verwunderlich wenn dieser Teil zur Beerenzeit etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt. Wir marschieren den Bergrücken entlang bis nach St. Andrä, durchqueren Lärchenwälder, erfreuen uns an den Ausblicken bis Tamsweg und Mauterndorf und stopfen unsere Mägen mit Schwarzbeeren voll. Abwechselnd auf Forststraßen und kleinen Steigen erreichen wir schlussendlich Mariapfarr, unseren Ausgangspunkt vor sieben Tagen. Wir fallen uns in die Arme, erschöpft aber überglücklich.

In Summe haben wir nun knapp 108 Kilometer und stolze 8.000 Höhenmeter zurückgelegt und uns damit die goldene Wandernadel „Lungauer Tauern Krone – Hike“ verdient. Beim Tourismusverband Tourismus Lungau Salzburger Land - Infostelle Tamsweg holen wir uns unsere Belohnung, die uns immer an unser gemeinsames Wanderabenteuer erinnern wird. 

Die Lungauer Tauern Krone ist landschaftlich eine traumhaft schöne Tour und sehr abwechslungsreich.

Die Strecke erfordert aufgrund ihrer Länge, der Höhenmeter und der teilweise starken Steigungen sehr gute Kondition und immer wieder Trittsicherheit. Da die Täler und somit die Ausgangspunkte der einzelnen Tagesetappen auch ganz unkompliziert von Tamsweg aus mit dem Tälerbus erreichbar sind, können die Etappen alternativ auf mehrere Anläufe aufgeteilt werden. Man sollte sich auf jeden Fall Zeit nehmen für die schöne Natur, die glasklaren Bergseen und die gastfreundlichen Hütten.

Infos: www.tauernkrone.at/de

Hinweis: Die Checkpoints für die digitalen Wandernadeln können ausschließlich in der Zeit von 1. Juni bis 15. September von 08:00 - 19:00 Uhr und von 16. September bis 01. Oktober von 08:00 - 17:00 Uhr aktiviert werden.

 

Zurück zum Seitenanfang