Von Sarah Bauer
Neuseeland bedeutet Outdoor-Abenteuer, Tracks und Tramps, einsame Landschaften von langen Stränden bis zu verschneiten Vulkangipfeln und von Thermalquellen bis zu Glowworm-Höhlen. Viele Leute kommen zum mehrtägigen Backpacken her, laufen Fernwanderwege oder reisen im Van herum – doch was, wenn man nicht auf mehrmonatiger Auszeit ist, sondern nur zwei oder drei Wochen Urlaub hat? Auch dann gibt es hier einiges zu wandern – vom kurzen Walk zu knallbunten Hot Springs bis zur Tagestour zu alpinen Vulkanseen.
Fiordland Nationalpark – Key Summit Track
→ 6,8 km hin und zurück · Höhenunterschied: 470 m · mittel
Rund 80 km und eine Stunde Fahrt von Te Anau im Süden von Neuseelands Südinsel liegt der Wanderparkplatz für den Key Summit Track am Te Anau Milford Highway. Der Wanderweg befindet sich im Fiordland Nationalpark, der für seine karibisch aussehenden Fjorde mit ihren massiven Steilwänden, Wasserfällen und üppigen Pflanzen bekannt ist. Doch neben den Fjorden gibt es auch viele Berggipfel und Seen im Park – wie den Key Summit. Die Wanderung beginnt erst langsam und fast eben im kalten, moderaten Regenwald im Tal, bevor er einen weiten Bogen mit ersten Aussichten über der Baumgrenze macht. Die letzten 900 Meter sind moderat steile Serpentinen. Doch all das Schwitzen lohnt sich, denn oben erwartet einen ein kleiner, dunkelblauer Bergsee, in dem sich je nach Jahreszeit die Schneegipfel der umliegenden Berge spiegeln. Ein absoluter Postkarten-Traum. Unbedingt an Sonnencreme denken – oben gibt es keinen Schatten und die UV-Strahlen sind in Neuseeland besonders schädlich.
Weitere Infos: www.doc.govt.nz
Mount Cook/Aoraki Nationalpark – Red Tarns Track
→ 3,7 km hin und zurück · Höhenunterschied: 352 m · schwer
Rote Seen? Ja, die gibt’s im Mount Cook/Aoraki Nationalpark, mittig gelegen auf der Südinsel Neuseelands. Zumindest erscheinen die vier Teiche rot, denn in ihnen wächst rotes Seegras. Obwohl die Seen eher klein sind, ist der Anstieg ziemlich „groß“. Über eintausend teils unebene und hohe Stufen geht es stetig in Serpentinen bergauf. Fast jeder macht unterwegs mal eine Pause – wenn nicht, um Luft zu holen, dann wegen der grandiosen Aussicht auf den Mount Cook/Aoraki, der als höchster Berg Neuseelands schneeweiß und majestätisch in den Himmel ragt. Da kommen Matterhorn-Vibes auf. Oben liegen friedlich die Teiche, eingebettet in eine goldene Graslandschaft mit Blick auf das gesamte Tal des Nationalparks. Kurz vor den Teichen steht eine erhöhte Bank, auf der man mal richtig schön die Füße und die Seele baumeln lassen kann. Unbedingt genug zu trinken mitbringen.
Weitere Infos: www.doc.govt.nz
Rotorua – Wai-O-Tapu Geothermal Wonderland Trail
→ 3,5 km hin und zurück · Höhenunterschied: 50 m · leicht
Gar nicht schwer, aber schwer zum Staunen ist der Wai-O-Tapu Geothermal Wonderland Trail im gleichnamigen Wai-O-Tapu Geothermal Wonderland. Das Gebiet liegt auf der Nordinsel Neuseelands in der Nähe von Rotorua. Klingt irgendwie nach Disneyland? Nun, viele geothermale Gebiete sind touristisch erschlossen und mit Boardwalks und Geländern gesichert. Auch weil die Erdkruste hier besonders dünn ist, die Hot Springs immer noch aktiv und unberechenbar sind und teils die Gefahr besteht, dass man überraschend in siedend heißes Wasser einbricht, wenn man nicht auf den Wegen bleibt. Einen Vergnügungspark mit Bierbuden und Souvenirständen neben den Hot Springs muss man zum Glück trotzdem nicht erwarten. Dafür aber unglaublich bunte, fast surreale heiße Quellen, Matsch-Vulkane und Sinterterrassen, an denen der Trail entlangführt. Besonders verrückt: ein neongrüner Tümpel namens „Devil’s Bath“ und der orange-blaue „Champagne Pool“. Der Eintritt für Erwachsene beträgt rund aktuell 45 NZ$, was ungefähr 25 € entspricht (Stand: Januar 2025). Unbedingt genug Zeit zum Betrachten der Hot Springs mitbringen und nicht nur auf dem Trail entlanghasten.
Weitere Infos: www.waiotapu.co.nz
Tongariro Nationalpark – Tama Lakes Track
→ 19 km hin und zurück · Höhenunterschied: 430 m · mittel mit gerölligem Anstieg am Schluss
Das Highlight im Tongariro Nationalpark, mittig auf der Nordinsel Neuseelands gelegen, ist sicherlich die Überquerung der Neuseeländischen Alpen. Die ist aber aufgrund von schlechtem Wetter nicht immer möglich. Eine tolle Alternative ist der Tama Lakes Track, den man auch bei Regen und Sturm bewältigen kann. Zuerst führt der Pfad durch einen kleinen Urwald, bis man am Taranaki Wasserfall rauskommt, der über eine Vulkansteinklippe fällt – einer der schöneren Wasserfälle auf der Welt, selbst wenn man schon viele gesehen hat. Von dort geht es stetig und sanft bergauf durch raues Grasland. Mit Glück sieht man die Gipfel der großen Vulkane wie den des Tongariro oder des Ngauruhoe. Gegen Ende des Tracks gelangt man zum Lower Tama Lake, der wie ein hellblauer Diamant in einem Krater liegt. Hier stürmt es gern mal – also auch an warmen Tagen Windjacke und Mütze einpacken. Von dort sind es dann nur noch 1,4 Kilometer zum Upper Tama Lake – allerdings geht es dort 150 Meter steil bergauf, entlang des Kraterrands, der im Grunde nur aus Geröll besteht. Doch wer hier an Mühe spart und umdreht, verpasst etwas: Vom oberen Tama Lake aus hat man einen unglaublichen 360°-Blick auf beide Seen, sämtliche Gipfel, Schnee, Lava und gefühlt die ganze Welt.
Weitere Infos: www.doc.govt.nz
Waitomo – Glowworm Caves – Höhlenwanderung mit Down to Earth
→ ca. 1,5 km · Wanderung durch Wasser, Klettern in der Höhle · mittelschwer
Höhlenwanderung? Wer ein bisschen über Neuseeland recherchiert, findet schnell die einzigartigen Glowworm Caves, in der biolumineszente Glühtierchen leben, die die Höhlendecken in ein Meer aus blauen Sternen verwandeln. Dieses Phänomen gibt es weltweit nur in Neuseeland, Australien und einer Höhle in den USA. Das Gebiet liegt an der Westküste der Nordinsel in der Nähe von Waitomo. Hauptsächlich werden hier touristische Bootsfahrten angeboten, bei denen man oft im Eiltempo durch die Höhlen geschifft wird. Auf den Touren von „Down to Earth“ stehen dagegen Wanderungen und der ökologische Gedanke im Vordergrund. Auf dem Privatgelände, das der Familie Boddie gehört, liegen mehrere Höhlen. Verschiedene Familienmitglieder führen die Besucher:innen in Kleinstgruppen durch das Tunnelsystem. Es gibt Gummistiefel, Stirnlampen und Regenjacken. Manchmal geht es knietief durch einen Fluss, mal vorbei an Stalaktiten, mal über Felsen. Immer mit Humor, viel Fachkenntnis und im Einklang mit der Natur. Über 8.000 Bäume hat die Familie auf dem Gelände über den Höhlen bereits gepflanzt und setzt sich für den Verzicht auf Plastik und den Kampf gegen invasive Arten ein. Für die Wanderung sollte man relativ fit sein, muss aber kein Bergsteiger oder Höhenforscherin sein. Am Ende wartet eine Grotte voller Glowworms, die man in aller Stille und Ruhe ohne Zeitdruck genießen kann.
Infos: www.glowing.co.nz
Facts zur Neuseeland-Reise:
- Beste Reisezeit: Ende Dezember bis Mitte April
- Reisen vor Ort:
- Bestes Fortbewegungsmittel: Mietwagen oder Miet-Van
- Achtung Linksverkehr!
- Besonders in den Städten werden viele Bus-Tagestouren zu Nationalparks und Sehenswürdigkeiten angeboten – meist jedoch ohne Zeit zum Wandern
- ÖPNV nur eingeschränkt vorhanden
- Trampen ist möglich und eher ungefährlich
- Optimale Reisedauer: mindestens 3 Wochen
- Einreise: Man benötigt einen Reisepass und eine elektronische Einreisegenehmigung (NZeTA), die man online beantragen kann und in der Regel für einen Aufenthalt von 90 Tagen gültig ist
- Campen und Freistehen: Seit September 2011 gibt es den „Freedom Camping Act" in Neuseeland. Seitdem darf man nur noch wild campen, wenn man ein zertifiziertes und registriertes „self-contained“ Fahrzeug hat. Das bedeutet, ein Camper muss autark sein und Toilette, Frischwasser- und Abwassertank besitzen. Ansonsten muss man auf offiziellen und kostenpflichtigen Campingplätzen übernachten
- Währung: NZ-Dollar
- An den Flughäfen gibt es direkt zahlreiche Anbieter von SIM-Karten, bester Provider: Spark
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