Gesunde Bewegung und schnelles Vorwärtskommen? Das verbindet das Fahrrad und macht es zum idealen Tourengefährt. Damit es möglichst komfortabel wird, kommt das Gepäck nicht auf den Rücken, sondern ans Rad. Keine Gepäckträger? Kein Problem!

Fahrradtouren sind absolut klasse, entspannend und schön – am liebsten abseits des Asphalts, fernab vom Straßenverkehr. Auf natürlichen Wegen sind Mountainbikes oder Gravelbikes gefragt, aber wohin dann mit dem Gepäck? Die Lösung heißt Bike Packing.

Geschichte des Bike Packing

Kurz gesagt ist Bike Packing eine Tour, bei der das Gepäck am Rad befestigt wird, ohne dass man Gepäckträger montieren muss. Um die Entstehung dieses neuen Trends ranken sich verschiedene Geschichten. Manche datieren sie auf den Mai 1973 und ordnen sie dem TransAmerica Bicycle Trail zu. Ein gewisser Dan Burden hat demnach in seinem Bericht im National Geographic erstmals den Begriff Bike Packing benutzt.

Andere verbinden Bike Packing mit den Idita Bike Races zu Beginn der 2000er Jahre. Wieder andere sagen, es existiert bereits seit den frühen Tagen von Fahrrädern, als Selbstversorger Ultra-Langstrecken Rennen ohne moderne Gepäckträger gefahren wurden.

Schließlich gibt es Stimmen, die behaupten, Bike Packing habe in einem mitteleuropäischen Land eine lange Tradition. Denn wer hat’s erfunden? Natürlich die Schweizer – mit dem ersten Militärvelo 1905. Schon damals gab es allerhand Taschen für den Rahmen, das Oberrohr, das Gabelrohr und den Hinterradstreben – und manchmal haben die Soldaten Ausrüstung mit Klebeband umwickelt und irgendwo am Rahmen befestigt. Das Ziel war klar: hohe Mobilität, auch im Gelände, und keine zusätzliche Belastung der Soldaten. Übrigens: Die Truppengattung der Radfahrer in der Schweizer Armee wurde erst 2003 abgeschafft.

Bike Packing heute

Heute wird Bike Packing gerne mit einem neuen Radtyp, dem Gravelbike, zusammengebracht. Das Gravelbike kommt aus der Rennszene und entstand aus dem Bedürfnis für ein Rad, das stabiler als ein Rennrad, aber schneller als ein Mountainbike ist. Bike Packing in der Anwendung ist aber unabhängig vom Radtyp. Das einzig notwendige ist ausreichend Rahmenstabilität. Gleichzeitig hat der Bike Packing Trend stark mit dem Lightweight-Trend und neuen Ausrüstungsmöglichkeiten zu tun. Ein Ultralightweight Zelt von 500 g lässt sich problemlos an der Lenkstange befestigen, ein Schlafsack von 350 g und die dazugehörige kleine, bequeme Matte passen mit Leichtigkeit an beide Gabelrohre, unter den Sattel oder in den Rahmen.

Taschenvielfalt für das Rad

Natürlich gibt es keinen Trend ohne neue Ausrüstung. Bike- und Outdoormarken haben in den letzten Jahren angefangen, neue Taschen fürs Bike Packing zu entwickeln. AGU, Blackburn, Evoc, Ortlieb, Platzangst, Terranova, Topeak, Vaude sind einige dieser Marken.

Wer Befürchtungen hegt, das Rad biete nicht ausreichend Platz für das Gepäck einer Tour, kann entspannen. Addiert man das Packvolumen bei den beiden großen Outdoormarken für Gabeltaschen, Lenkertasche und Aufsatz, Rahmentaschen, Oberrohrtaschen, Sitztaschen und variabler Zusatztasche, kommt man jeweils auf 54 l Volumen – also nicht weniger, als in einen kleinen Backpacker-Rucksack oder zwei normale Hinterradtaschen inkl. Lenkertaschen passt.

Anbau am Rahmen

Bedenken gab es anfangs hinsichtlich der Befestigung und Stabilität der Taschen am Rahmen. Immerhin: Bei Radtaschen haben sich die Hersteller gehörig „ins Zeug“ gelegt. Aus den einfachen Einhängehaken für den Gepäckträger sind mit der Zeit stabile und sichere, teilweise sogar abschließbare Hakensysteme geworden.

In der „Anfangsphase“ des Trends gab es zwei Befestigungsarten: Riemen mit Schnallen oder Klett. Der Druck, der damit ausgeübt wurde, macht manchmal Probleme, etwa bei schmalen Rohren oder nicht ganz prall gepackten Taschen.

Tipp vom Autor: Ich nutze für solche Fälle einen Satz extra Packriemen, etwa wie zum Zusammenschnüren von Isomatten, mit denen man an zwei Stellen zusätzlich die komplette Tasche inkl. Rohr befestigen kann.

Mittlerweile gibt es von Herstellern weitere Lösungen, wie etwa gepolsterte Abstandshalter, die mehr Druckaufbau ermöglichen und ein Verrutschen der Befestigungsgurte verhindern. Ganz neu und sehr innovativ sind die neuen Gabeltaschen von Ortlieb. Sie kommen mit einem Quick-Lock S Adapter, bei dem die Adapterplatte fest am Vorbaurohr befestigt  ist und die Tasche eingehängt wird. Der einzige Punkt, den es zu berücksichtigen gibt, ist die Stabilität des Rahmens. Die Hersteller haben auf ihren Homepages in der Regel Hinweise zu Beschränkungen, vor allem hinsichtlich Carbonrahmen oder Carbonbauteilen.

Davon mal abgesehen, ist Bike Packing absolut einfach: einfach zu befestigen, einfach zu packen. Das Fahrrad ist im bepackten Zustand einfach zu kontrollieren, weil der Gepäckschwerpunkt immer sehr dicht am Radschwerpunkt sitzt und eine gute Einheit bildet.

 

 

Erschienen in der Sommerausgabe der OutdoorWelten 2021.