Ein T-Shirt für 1 Euro, ein Sweatshirt für 3 Euro, ein Rucksack für 5 Euro. Was für manche Werbung „geil“ ist, bedeutet für die Näherinnen und Näher in den Fabriken Hungerlöhne, Gesundheitsgefährdung und manchmal sogar den Tod. Das ist nicht geil, sondern pervers. Aber im globalisierten Markt mit Shareholder value, Online-Sales und nicht regulierbaren Megasellern ist genau das die logische Konsequenz: Der Reichtum weniger bedingt die Armut von Millionen. Auf erschütternde Katastrophen in Elendsfabriken folgt nach kürzester Zeit business as usual. Das gilt für Billigklamotten ebenso wie für die Edelelektronik von Apple. Die Arbeitsbedingungen auf den Carnauba-Plantagen für den Wachsüberzug von Haribos-Gummibärchen sind ebenso ungesetzlich wie die Arbeitsbedingungen auf den Bananen- oder Ananas-Plantagen von Chiquita. Dahinter steckt kein Schicksal oder der Zufall, sondern ein Unternehmenskonzept. Diese Erkenntnis ist wichtig, denn sie bedeutet im Umkehrschluss, dass sich diese Arbeitsbedingungen verändern lassen. Faire, gerechte Sozialstandards sind einfach eine Frage des Wollens.

Páramo in Kolumbien - Hier entstehen 80 Prozent der Produkte

Raus aus der Freiwilligkeit

Nach der Katastrophe von Rana Plaza – wo mindestens 28 westliche Unternehmen, u. a. C&A, Mango, KIK, NKD, Güldenpfennig und Adler, produzieren ließen – mit über 1100 toten Textilarbeiterinnen und Textilarbeitern und noch mehr Verletzten und Schwerverletzten, initiierte das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) das „Bündnis für nachhaltige Textilien“, weil es ein „Weiter-so“, so die Pressesprecherin Katharina Mänz damals, nicht geben dürfe. Allein das Bündnis ist ein zahnloser Tiger. Das liegt an zwei Punkten. Erstens, damit möglichst viele Partner in das Bündnis eintreten, wurden die Bedingungen und Ziele so schwammig formuliert, dass sich jede Firma damit identifizieren, aber auch herausreden konnte. Zweitens verfügte das Bündnis über keine Implementierungs- noch Sanktionsmacht bei Nichtumsetzung und Nichteinhaltung der Ziele. Also nicht viel mehr als heiße Luft. Neben diesen immer wiederkehrenden Grundfehlern von freiwilligen Initiativen kommen zwei weitere Aspekte hinzu. Initiativen zu Sozialstandards können nur etwas bewirken, wenn alle Beteiligten in den Prozess gleichberechtigt eingebunden werden. Und der ganze Prozess muss von außen, neutral, ohne Ankündigung und umfassend kontrolliert werden. Firmeneigene Verhaltenskodices und Initaitiven hören sich zwar immer gut an, bewirken aber nichts, wenn die Umsetzung nicht durch externe Multistakeholder- Initiativen kontrolliert und gegebenenfalls sanktioniert werden können. Alle bei Rana Plaza produzierenden Unternehmen hatten eigene Verhaltenskodices und schwadronierten über Unternehmensverantwortung. Viele der Firmen waren sogar Mitglied der „Business Social Compliance Initiative“ (BSCI), eine freiwillige Arbeitgeberinitiative für bessere Arbeitsbedingungen. In ihrem Buch „Todschick. Edle Labels, billige Mode – unmenschlich produziert“ bezeichnet Entwicklungsexpertin Gisela Burckhardt solche Initiativen als „Feigenblätter“ und zitiert den Sprecher des „Verbandes der Fertigwarenimporteure“ Raven Karalus mit den Worten: „Das ist Augenwischerei gegenüber dem Verbraucher.“ ...

 

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Text und Fotos: Ralf Stefan Beppler