„I love my Brain“ kommuniziert ein Hersteller von Radhelmen. Angesichts der Helmträgerquote in der Bevölkerung spricht das nicht für Herdenintelligenz, tragen doch recht wenige Radfahrende Helm. Dabei sind Helme mittlerweile chic, leicht, vielseitig, bezahlbar und besser als ihr Ruf.

Von Ralf Stefan Beppler

Die Anzahl der Fahrradunfälle in Deutschland ist unverändert hoch. Im Jahr 2016 waren laut dem Statistischen Bundesamt knapp 88.000 Radfahrer an einem Unfall mit Personenschaden beteiligt. Mit dem e-Bike-Boom ist die Zahl der Unfälle weiter gestiegen. Manche Unfälle führen dabei zu irreversiblen Schäden. Vor allem Kopfverletzungen sind besonders kritisch. Gleichzeitig meldet das Bundesamt für Straßenwesen, dass nur etwa 18 % der Radfahrer einen Helm tragen. Für diesen niedrigen Wert sind die Erwachsenen zuständig. Bei Kindern bis zehn Jahren liegt die Quote bei 82 %.

Das Gute: Das Tragen eines Helms ist eine Erziehungs- und Gewohnheitssache, d. h. wer als Kind an den Helm gewöhnt wird, trägt ihn auch später ganz selbstverständlich. Zwar sind Helme eher für Unfälle ohne Fremdeinwirkung konzipiert (im Normtest geht man von einer Geschwindigkeit von 20 km/h aus), doch sie können auch im „Konflikt“ mit Autos den Unterschied zwischen reparablen und irreparablen Schäden machen. Das sollte Grund genug sein, einen Helm zu tragen.

Daran kann man geprüfte Helme erkennen

Damit Fahrradhelme auf dem deutschen Markt verkauft werden dürfen, müssen sie nach der Europäischen Prüfnorm DIN EN 1078 geprüft und zertifiziert sein. Die zunehmende Globalisierung der Internetverkäufe führt zu einer erhöhten Umgehung oder Missachtung dieser Norm. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft seinen Helm beim örtlichen Fachhändler.  

Diese Hinweise müssen laut Norm „deutlich sichtbar und dauerhaft“
auf einem Helm angebracht sein:

• CE-Kennzeichnung
• Europäische Prüfnormnummer
• Herstellername
• Modellbezeichnung
• Art und Zulassung des Helms
  (nicht jeder Helm, der nach Radhelm aussieht,
  ist auch ein Radhelm)
• Größe des Helms bzw. die Kopfgröße
• Gewicht
• Herstellungsjahr und Quartal
• Warnhinweise zur richtigen Nutzung
• Helmen muss außerdem eine Gebrauchsanweisung
  mit Angaben über die Helmjustierung beiliegen

Der richtige Sitz des Helmes

Unabdingbar für die Schutzwirkung eines Helmes sind Passform und Sitz. Der Helm darf weder zu klein sein und damit zu hoch sitzen, noch zu groß und damit wackeln. Ein zu großer Helm führt zum gängigsten Problem: Er rutscht nach hinten. Auch hier gilt: Nutzen Sie die Beratungsleistung des Fachhandels. Helmmodelle gibt es in unterschiedlichen Größen, gemessen wird wie bei Hutgrößen mit einem Band um den Kopf etwas oberhalb der Augenbrauen. Vor allem bei Discounterhelmen gibt es meist Doppelgrößen (S/M und L/XL). Das spart Kosten.

Der Helm sollte waagrecht auf dem Kopf, etwa ein Fingerbreit über den Augenbrauen sitzen. Nur so schützt er die beiden gefährdetsten Stellen Stirn und Hinterkopf. Als Grundtest kann man den Kopf nach vorne beugen. Der Helm sollte auch ohne Riemen nicht vom Kopf rutschen. Druckstellen sind dagegen Zeichen eines zu kleinen Helmes.

Helmkonstruktionen

Moderne Helme bestehen innen aus einem Energie absorbierenden Hartschaum EPS (Expandiertes Polystyrol) und aus Polycarbonat als robuste, stoßfeste Außenhülle. Als Technologien kommen Inmould-, Hybrid- oder Hardshell-Verfahren zum Einsatz, wobei die Stabilität (und oft auch das Gewicht) in der Reihenfolge der Aufzählung zunimmt. Dabei geht es um die Verbindung des absorbierenden EPS mit der Außenhülle. Wenn sich Spalten zwischen Hartschaum und Schale auftun oder sich der Schaum eindrücken lässt, sind das meist Anzeichen für qualitativ minderwertigere Helme.

 Die Konstrution von Radhelmen ist darauf ausgelegt, 
 dass sie bei einem Sturz die Energie in sich aufnehmen. 
 Doch dadurch wird die Konstruktion zerstört. 
 Helme müssen daher nach einem Sturz immer ausgewechselt werden. 


Es gibt für jeden Radsport den passenden Fahrradhelm. Die Helme unterscheiden sich im Gewicht und der Stabilität, dem Grad der Kopfumfassung, der radtypenbedingten Körperhaltung und kleineren Details. Die Crossover Nutzung ist aber immer möglich. 

Rennradhelm: Nach hinten darf der Rennradhelm spitz zulaufen. Das soll die Aerodynamik fördern. Nach vorne ist er kürzer, damit man in der gebuckelten Rennradhaltung besser an der Helmkante nach vorne schauen kann. Auch die Belüftungsöffnungen sollen die Aerodynamik fördern und den Luftdurchfluss, und damit Kühlung, sichern.

MTB-Helm: Auf dem MTB sitzt man meist aufrechter. Häufig haben MTB-Helme einen Visor, der die Augen beschattet und Wassereintritt zwischen Brille und Gesicht verhindern soll. Wie beim Rennradhelm hat auch dieser Helmtyp große Belüftungsöffnungen – immerhin sind wir weiterhin im extrem schweißtreibenden, sportlichen Bereich.

Urban/City Helm: Für mehr Coolness und Chic. Die Farben sind meist gedeckter. Manche City Helme erinnern an alte Vespa Helme. Häufig haben sie eine Komplettschale und weniger Belüftungsöffnungen, zudem kommt der Magnetverschluss öfters vor. Gerne wird auch ein Rücklicht in den Helm integriert oder kann per Steckvorrichtung befestigt werden.

BMX Helme sind meistens Schalenhelme mit hoher Robustheit, so dass sie leichte Schläge verkraften und nicht gleich ausgetauscht werden müssen. Auch decken sie oftmals die Ohren zusätzlich ab.

Downhill Helme sind auf alle Fälle sehr speziell und umfassen den Kopf komplett, wie ein Motorradhelm. Zudem haben sie einen speziellen Genickschutz. Sie sind etwas schwerer, müssen im Downhill aber auch nicht besonders belüftet sein.

 Apropos Belüftungen: 
 Ein Netz um den Helm schützt vor Insekten. 
 Eine Biene oder Wespe, die sich in den Helm „verirrt“, 
 kann sehr unangenehme Folgen haben. 

Alternativen: Seit einiger Zeit gibt es Helm- Alternativen, die aber als Schutzmaßnahmen nach der StVO zugelassen sind. Klassisches Beispiel ist der Helm-Airbag. Er wird wie ein Schal um den Hals gelegt und mit einem Reißverschluss gesichert. Wie ein Airbag im Auto befüllt er sich innerhalb von Mikrosekunden und legt eine Luftschutzhülle um Kopf und Genick. Der Vorteil: Er ist quasi nicht sichtbar bzw. als Helm zu erkennen, schützt den Kopf aber rundum. Der Basecap-Helm soll wie eine Kappe auf dem Kopf sitzen – und zwar fester als Hartschaumhelme. Auch soll er dreimal so viele Stöße absorbieren können wie ein Standardhelm. Helmmützen sind dagegen Designelemente und haben nichts mit der Helmsicherheit zu tun. Wohl aber können sie aus einem als hässlich empfundenen Helm eine hübsche Mütze zaubern.