Text & Bilder: Ricarda Große
Für den Dschungel gemacht
Die Idee hinter dem Jungle ESC ist ein hohes Maß an Schutz für unwegsames Gelände, hohe Luftfeuchtigkeit und Nässe, mit gleichzeitiger Materialleichtigkeit und dem Barfußeffekt, den man von Vivobarefoot erwartet.
Zugegeben, ich konnte den Stiefel nicht direkt im Dschungel bzw. (sub-)tropischen Gelände testen, aber auch bei uns findet man dicht bewachsenen Naturoasen, Farnwälder, Wurzelnester und nasse sowie feuchtwarme Ecken zum Erkunden.
Design mit Funktionalität
Man könnte meinen, einen Querschnitt von Gängen eines Käferbaus am Fuß zu tragen. Zumindest erinnern mich die Furchen des Obermaterials daran. Fährt man mit der Hand über das Außenmaterial des Stiefels, wird das Auf und Ab der Mischstruktur aus recyceltem PET (Mesh) und KPU (Polyurethan, Kunststoff) besonders deutlich. Dahinter steckt die Idee, Nässe schnell gezielt vom Schuh wegzuleiten, wie kleine Kanäle. So bleibt das Material atmungsaktiv, trocknet schnell wieder und kein grober Schmutz setzt sich fest. Zusätzlich schützen die durch KPU verstärkten Partien den Fuß, wie z. B. an Ferse und Sprunggelenk.
Von Innen blendet der Jungel EXC übrigens mit einem knallgrünen Innenfutter. Damit können vor dem Anziehen schneller unerwünschte tierische Bewohner oder Pflanzenreste entdeckt werden.
Hoher Schaft, hoher Schutz
Zunächst noch ungewohnt ist der hohe Schaft mit 20 cm Länge. Ich hatte kurz Sorge, dass das Geh-Gefühl dadurch eingeschränkt werden könnte bzw. unangenehmer Faltenwurf und Druckstellen vor allem im Hang ein Problem werden könnte. Das ist aber nicht der Fall. Die Passform und das Material fassen den Fuß sehr angenehm und auch im Steilhang fand ich den Sitz und die Bewegung des Schuhs angenehm.
Der hohe Schaft erfüllt natürlich vor allem eine Schutzfunktion gegen Geäst und Pflanzenwuchs auf Knöchelhöhe sowie Krabbeltierchen. Allerdings sollte man darauf achten, dass man Wandersocken mit einem ebenfalls ausreichend hohen Schaft trägt, damit der Tragekomfort auch wirklich gewährleistet ist.
Der Schaft lässt übrigens auch meinen etwas kräftigeren Gelenke und Waden genügend Spielraum und schneidet nicht unangenehm ein. Das wäre ein wichtiger Punkt, den man für sich beim Anprobieren und Testtragen im Laden im Blick haben sollte.
Ein wenig Optimierung würde ich mir noch beim Halt der Schnürsenkel wünschen. Sie bestehen aus einer robusten chemischen Faser, Dyneema, die einiges aushält. Leider erschwert aus meiner Sicht die glatte Oberfläche des Materials und vielleicht zusätzlich auch die runde Form ein festes Verknoten mit einer einfachen Schleife. Nur mit einem Doppelknoten/ Doppelschleife lockerten sich die Senkel nicht wieder.
Die Sohle
Für mich das Herzstück eines jeden Outdoorschuhs, aber bei Barfußschuhen noch mal auf andere Weise. Denn hier zeigt sich, wie intensiv und nah dem Fuß der Kontakt zum Untergrund gewährt wird. Generell haben Barfusschuhe, die für Outdooraktiväten gedacht sind, mehr Profil und zusätzliche Schutzeigenschaften als ein Alltagsschuh. Auch hier geht Sicherheit vor. Die Sohle muss Grip haben und im Gelände sicheren Halt versprechen. Der Jungle hat einen auffälligen, fast Stollen ähnlichen Profilaufbau mit einer Gummisohle von Michelin. Damit hatte ich keinerlei Probleme im Gelände, sei es auf Waldboden, Kies und Geröll sowie Gesteinsflächen und Unebenheiten. Auch im Hang beweist die Sohle sehr guten Grip.
Zusätzlich ist der Schuh mit dem Pro5 Puncture Resistant Finish ausgestattet. Eine leichte und flexible 0.8 mm starke Schicht auf der Sohle, damit Begegnungen mit scharfkantigem Untergrund kein schmerzhaftes Problem wird. Wichtig: Das Barfußgefühl geht dabei nicht verloren.
Fazit
Insgesamt sitzt der Stiefel sehr gut am Fuß. Die Ferse eng und die Zehenbox weit. Der Barfußeffekt ist gegeben und sehr angenehm. Der Stiefel ist ein Hingucker und leistet dabei einiges an Materialtechnik und Sicherheit für diverse fußläufige Abenteuer im Gelände. Der Jungel ESC ist nicht unbedingt für Personen gedacht, die nur hin und wieder durch den Wald streifen – dafür kann ich das Modell Magna Lite SG empfehlen (Infos: wandermagazin.de/ausrustungstipps) – , sondern für Reise- und Abenteuerlustige, die mit leichtem Gepäck unterwegs sein wollen und mit (un-)geplanten Expeditionen in wilder Natur rechnen.
Gewicht: 945 g (Paar, Gr. 40)
Preis: 260,00 €
Hergestellt in Vietnam
Eine Neubesohlung ist bei diesem Modell noch nicht möglich.
- Der Jungle ESC ist die dritte Neueinführung der Kollektion, nach dem Forest ESC und dem Hydra ESC. Wüste und Tundra erscheinen im Laufe 2024.
[Hinweis der Redaktion: Das hier getestete bzw. vorgestellte Produkt wurde uns vom jeweiligen Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Über den Produktwert hinaus flossen keine weiteren Zahlungen oder Gegenleistungen. Das Urteil der Redaktion ist dennoch unabhängig und die spezifischen Marken haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte des Testberichts.]