OW: Wie bist du zum Skitourengehen gekommen?

MS: Die erste Skitour habe ich im August 1973 mit meiner Mutter und einem Bergführer gemacht. Ich war 15 und wir bestiegen das Walliser Breithorn. Meine Mutter stammt aus einer oberbayerischen Bergsteigerfamilie. Sie hat mir die lebenslange Freude am Bergsteigen und Skifahren mitgegeben. Seither bin ich sehr gerne mit meiner Lebenspartnerin, guten Freunden oder auch mal alleine unterwegs; und gelegentlich mit Gruppen im Rahmen meiner Arbeit und Übungsleitertätigkeit.

OW: Hast du Lieblings-Skitouren, Rituale?

MS: Eigentlich nicht. Ich erlebe Skitouren immer wieder anders. Es kommt darauf an, wer dabei ist und wie Schnee, Wetter oder Stimmungen sind. Besondere Vorlieben habe ich allerdings für die schneereichen Allgäuer Alpen und für die Schweizer Alpen.

OW: Welchen Zugang zum Skitourengehen hältst du für ideal? Ist es ein guter Freund, ein klassischer Kurs oder sollte man in einer DAV-Sektion einsteigen?

MS: Das ist eine individuelle Angelegenheit. Großes Glück hat, wer Skitouren mit guten Freunden oder im Kreis der Familie erlebt. Sehr wichtig ist aber auch, die alpinen Gefahren möglichst gut einschätzen zu können. Dazu bieten sich z.B. Ausbildungskurse der DAV-Sektion an. Auch bei geführten Sektionstouren lernt man viel und außerdem lassen sich so schnell gleichgesinnte Freunde finden.

OW: Welche Momente sind für dich die wichtigsten auf Skitour?

MS: Beim Aufsteigen lege ich bewusst ache Spuren an, damit ich mit einem möglichst weiten Blickwinkel die Aussicht genießen kann. Oben ist die Freude groß, vertraute Menschen in den Arm zu nehmen. Bei der Abfahrt macht es besonderen Spaß, den allerbesten Firn auf die Minute genau zu erwischen, was mir immer wieder dank einer gewissen Routine auch glückt.

OW: Der Beruf lässt dich ja auf Skitour nicht wirklich los. Wie trennst du Genuss und Arbeit?

MS: Die Arbeit macht mir Freude, eine Trennung ist nicht nötig. Bei privaten Skitouren kommen mir immer wieder gute Ideen, die ich beru ich verwenden kann. Oft führe ich in der Freizeit Erkundungen durch. Nur so lässt sich z.B. der Anspruch erfüllen, Ski- und Schneeschuhrouten oder Schutzgebiete möglichst genau in AV-Karten einzutragen. In der Arbeitszeit ließe sich das nicht unterbringen.
OW: Bist du durch deinen Job überkritisch geworden, was Spuranlage, Parkplätze, Zahl der Tourengeher angeht?

MS: Es gibt viel zu beobachten, teils auch zu bemängeln. Leider halten sich nicht alle Tourengeher an die Regeln. Besonders ärgerlich ist es, wenn die Natur das zu spüren bekommt. Selten spreche ich die Leute dann direkt an, vielmehr überlege ich, auf welchem Weg sie am besten zu erreichen und zu überzeugen wären und setze das dann in der Arbeit um.

OW: In einigen Regionen brummt der Sport, z.B. in Osttirol. Ist das ein Sonderfall oder ein vielleicht wünschenswerter Trend weg von den Skischaukeln?

MS: Skitourengehen hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt, am besten sieht man das an den Hunderten, die sogar bei Skibetrieb am Rand der Pisten aufsteigen. Vor 20 Jahren hat das so gut wie niemand gemacht. Die Menschen entdecken ihren Spaß an der Bewegung und kombinieren das mit Skifahren, was sie auch gerne tun. Ich vermute, dass es immer mehr werden, die sich den teuren Skipass sparen und selbst aufsteigen, ganz so wie früher halt ...

OW: Was ist dein neues beru iches Projekt? Worum geht es da?

MS: Wir haben mit „Skibergsteigen umweltfreundlich“ die gesamten Bayerischen Alpen bearbeitet. Jetzt geht es darum, möglichst alle Tourengeher dafür zu gewinnen, sich an das zum Schutz der Natur Vereinbarte zu halten. Schließlich geht es auch darum, die Tourenmöglichkeiten zu sichern; der Druck von Seiten der Behörden ist enorm gewachsen, Sperrungen sind vielerorts im Gespräch. 2014 haben wir dazu mit der Kampagne „Natürlich auf Tour“ begonnen, die gilt es jetzt in den Tourengebieten umzusetzen. Auch müssen die örtlichen Konzepte neuen Trends und Entwicklungen immer wieder angepasst werden. Das Schneeschuhgehen ist da z.B. eine besondere Herausforderung.