© Nick St. Oegger

Der Vjosa-Wildfluss-Nationalpark schafft Lösungen für die Herausforderungen, mit denen der Fluss konfrontiert ist, wie Wasser- und Bodenverschmutzung, Abfallwirtschaft und Abholzung. Bauprojekte von 46 Staudämmen, u. a. der Kalivaç-Staudamm, sind durch den Nationalpark-Status gestoppt. Der Fluss und seine Umgebung sind Ökosysteme mit einer beachtlichen biologischen Vielfalt und beherbergen über 1.100 Tierarten, darunter 13 weltweit bedrohte Tier- sowie zwei Pflanzenarten. Der Schutzstatus als Wildfluss-Nationalpark bietet außerdem für verantwortungsvollen Tourismus wirtschaftliche Chancen. Damit soll gegen den Bevölkerungsrückgang in dem Gebiet gehandelt werde.

Stillgelegte Staudamm-Baustelle an der Vjosa © Nick St. Oegger

Künftig wird die Vjosa als lebendiger, frei fließender Fluss zum Wohle von Mensch und Natur erhalten bleiben. Dies ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit zwischen der albanischen Regierung, lokalen und internationalen Expert:innen, Umwelt-Nichtregierungsorganisationen der Kampagne "Save the Blue Heart of Europe" sowie der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) und dem Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia

Status eines Nationalparks

Die Einstufung in die IUCN-Kategorie II als Status eines Nationalparks bedeutet, dass die Vjosa nach den höchsten internationalen Standards vollständig sowohl national als auch grenzüberschreitend geschützt wird, um ihre ökologische Integrität zu gewährleisten, natürliche Prozesse zu ermöglichen und die Populationen aller einheimischen Arten zu erhalten.

Die Ausweisung erfolgt in zwei Phasen, wobei Phase I am 15. März 2023 ausgerufen wurde:

  • In Phase I erhält das aktive Flussbett des Flusses den Status eines Nationalparks. Hinzu kommen einige Ländereien und die Flussvegetation innerhalb des aktiven Flussbettes sowie solche, die von Überschwemmungen oder Erosionen bedroht sind – insgesamt über 400 Kilometer. Das Gebiet wird als ein Nationalpark verwaltet und soll bis Anfang 2024 voll betriebsfähig sein. 
  • In Phase II werden in den kommenden Jahren weitere frei fließende Nebenflüsse und Gebiete, die für das Ökosystem des Flusses wichtig sind, sowie einige Privatgrundstücke nach Rücksprache mit den Interessengruppen hinzukommen. 

Mehrjährige Vorbereitung führt zum Ziel

Albaniens Prime Minister Edi Rama, Minister of Tourism and Environment Mirela Kumbaro Furxhi und Patagonia CEO Ryan Gellert mit der unterzeichneten Erklärung zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas an der Vjosa in Albanien. © Elton Baxhaku

Die Partner des Projektes setzten sich die letzten acht Jahren für den Schutz der Wildflüsse auf der Balkanhalbinsel ein. Im Jahr 2021 finalisierte die IUCN eine Studie, die zeigt, wie die Anwendung der IUCN-Schutzgebietsstandards den Gemeinden und der biologischen Vielfalt im Vjosa-Tal zugutekommen würde.

Im Juni 2022 kamen der albanische Premierminister Edi Rama, die Ministerin für Tourismus und Umwelt, Mirela Kumbaro, und der CEO von Patagonia, Ryan Gellert, bei einer Zeremonie in Tirana zusammen, um gemeinsam die Verpflichtung zur Schaffung des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks zu unterzeichnen.

"Diese einzigartige Zusammenarbeit zwischen Regierung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft ist ein Beweis für die Kraft kollektiven Handelns und wir hoffen, dass sie andere dazu inspiriert, sich zusammenzuschließen, um die uns verbliebenen wilden Orte auf sinnvolle Weise zu schützen. Wenn wir heute am Ufer der Vjosa stehen, erfüllt es uns mit Demut, zu wissen, dass dieser außergewöhnliche Fluss und seine Tierwelt für immer erhalten bleiben werden." - Ryan Gellert, CEO, Patagonia

In den letzten neun Monaten hat ein Team von mehr als 30 lokalen und internationalen Expert:innen aus den Bereichen Ökotourismus, Geomorphologie, Ökologie, Planung und Management von Schutzgebieten, nachhaltige Finanzierung von Nationalparks, Gesetzgebung sowie Sozial- und Umweltverträglichkeitsprüfung umfangreiche Feldarbeit geleistet und eingehende Analysen durchgeführt. Auch die Konsultation von Interessengruppen und die Kommunikation mit der Öffentlichkeit wurden in den Prozess einbezogen.

Gleichzeitig leitet die albanische Regierung gemeinsam mit der griechischen Regierung einen Prozess zur Schaffung des grenzüberschreitenden Aoös-Vjosa-Parks ein, der das höchste Schutzniveau für den gesamten Fluss, von der Quelle bis zum Meer, in beiden Ländern anstrebt.