Es ist nur ein kleiner grüner Lichtpunkt und trotzdem entfährt mir ein „Wow, wie schön!“, als ich das erste Glühwürmchen vor mir schweben sehe. Glühwürmchen können nur zu einer bestimmten Zeit im Jahr und während eines kurzen Zeitraums beobachtet werden. Das Schöne ist, dass man sich dann aber nicht lange auf die Lauer legen muss und dass Glühwürmchen nicht besonders scheu sind.

von Svenja Walter

Um viertel vor neun am Abend treffen wir uns an einem Waldrand in Hürth bei Köln zu einer nächtlichen Exkursion. Mit dem Geologen und Exkursionsführer Sven von Loga gehen wir in den Wald, um Glühwürmchen zu sehen. Während der Dämmerung gewöhnen sich unsere Augen langsam an die Dunkelheit, Taschenlampen und Handys bleiben aus. „Wenn wir unser Licht anmachen, machen die Glühwürmchen ihres aus“, sagt Sven.

Die letzten Vögel sind verstummt, als wir einen breiten Schotterweg erreichen und uns verteilen. Gespannt und voller Erwartung suchen wir mit den Augen das Dickicht links und rechts des Weges ab. Schwach sind die Umrisse von Baumstämmen und Büschen zu erkennen. Dann mit einem Mal leuchtet ein grüner Punkt zwischen den Büschen auf, ein paar Meter weiter ein zweiter und dann werden es immer mehr. Bald kann ich mich im Kreis drehen und um mich herum bewegen sich Lichtpunkte durch das Unterholz, schweben zwischen Baumstämmen den Hang hinunter und kreuzen den Weg. Durch die kleinen Lichter sieht der Wald auf heimelige Weise bevölkert und bewohnt aus, so wie ein Dorf mit seinen Lichtern in der dunklen Nachtlandschaft. Manche kommen so dicht heran geflogen, dass man die Hand nach ihnen ausstrecken möchte, doch immer kurz bevor es zu einer Berührung kommen könnte, geht das Licht aus. Also doch ein kleines bisschen scheu.

Magische kleine Lichtpunkte schweben im Wald umher. © Carloa Heneweer

Vielleicht liegt die Magie schon in der lauen Sommernacht begründet oder darin, dass man den leuchtenden Tierchen ohne Fernglas ganz nah kommt und sie doch irgendwie verborgen bleiben. Vielleicht fühlen wir uns von dem Licht angezogen, so wie die Glühwürmchen selbst. Hier beginnt es allerdings schon knifflig zu werden.

Wer leuchtet da eigentlich und warum?

Zuerst einmal sind Glühwürmchen gar keine Würmer, sondern Käfer. Die Weibchen können jedoch nicht fliegen und ähneln ohne Flügel eher den Larven, in deren Gestalt die Glühwürmchen den Großteil ihres Lebens verbringen. In ihrem vierten und letzten Sommer sind die Glühwürmchen dann auf Partnersuche. Die Weibchen geben aus dem Dickicht heraus Lichtsignale, eine biochemische Reaktion im Hinterleib, die Männchen fliegen umher und suchen. Weltweit gibt es über 2.000 Arten, von denen drei in Deutschland vorkommen: der Kleine Leuchtkäfer, der Große Leuchtkäfer und der Kurzflügel-Leuchtkäfer. Das Interessante: Nur bei den Kleinen Leuchtkäfern können die Männchen leuchten. Das heißt, die umherfliegenden Lichter sind ausschließlich die männchlichen Tiere des Kleinen Leuchtkäfers.

Tipps für die Glühwürmchen-Beobachtung

• Laubwälder mit Unterholz oder Wald- und Wiesenränder aufsuchen
• je dunkler desto besser: Taschenlampen und Handys aus
• Flugzeit ist zwischen 22 Uhr und Mitternacht, Mitte Juni bis Anfang August
• einen Campingstuhl mitbringen und genießen

Timing ist alles

Glühwürmchen leuchten nur zu einer bestimmten Zeit im Jahr, zur Paarungszeit. Sie beginnt ungefähr am Johannistag, dem 23. Juni – weswegen die Glühwürmchen auch Johanniskäfer genannt werden – und dauert bis Anfang August. Es muss allerdings warm genug sein, haben die Nächte im Juni eine Temperatur von weniger als 12° C, verspätet sich das Treffen der Glühwürmchen. Pro Nacht dauert die Leuchtshow etwa zwei Stunden, sie beginnt mit Einbruch der Dunkelheit und endet um Mitternacht. Eine tolle Zeit für einen Abendspaziergang im Sommer! Windstille und dunkle Nächte eignen sich besonders gut zur Glühwürmchenbeobachtung.

Männchen des Kleinen Leuchtkäfers rechts © Carola Heneweer
Glühwürmchenweibchen links © Sven von Loga

The place to be

Wer einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, wird garantiert verzaubert sein von dem Leuchten im Wald. Auf unserer Exkursion erzählen ältere Teilnehmer:innen, dass Glühwürmchen früher viel häufiger zu sehen waren, auch im eigenen Garten. Mittlerweile gelten Leuchtkäfer in Deutschland als gefährdet. Das liegt zum einen an Lichtverschmutzung und Pestiziden wie Schneckengift, welches die Nahrungsgrundlage der Leuchtkäferlarven zerstört. Zum anderen dezimieren extensive Bebauung und Landwirtschaft den Lebensraum der Glühwürmchen. Die besten Chancen Glühwürmchen zu sehen, hat man in Laubwäldern, an Wiesen- und Waldrändern, oft auch in der Nähe von Gewässern. Immer aber brauchen die Leuchtkäfer Büsche, Gräser und Unterholz, in denen sie sich verstecken können. Lichtquellen oder belebte Gegenden meiden sie.

Tipps für den eigenen Garten

• nicht allzu sehr aufräumen
• das Gras an einer Stelle lang wachsen lassen
• Haufen mit Ästen und Zweigen nicht wegräumen
• auf Schneckengift verzichten
• Beleuchtung ausschalten, das kommt auch vielen anderen nachtaktiven Tieren zu Gute

Exkursionen im Rheinland mit Geologe, Fotograf und Exkursionsführer Sven von Loga findet ihr hier