Jedes Jahr bestimmen verschiedene Organisationen, Verbände und Stiftungen ihr Naturwesen des Jahres oder lassen es wählen – vom Vogel des Jahres, über den Pilz des Jahres bis hin zum Einzeller. Mit dem jeweiligen Naturwesen des Jahres soll informiert und ein Bewusstsein für bestimmte Aspekte des Umwelt- und Artenschutzes geschaffen werden, die mit der jeweiligen Tier- oder Pflanzenart verbunden sind. Hier findet ihr eine aktuelle Übersicht der Naturwesen des Jahres 2025. 

Tiere

Vogel des Jahres: Der Hausrotschwanz

Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) © Frank Derer

Wer im Garten oder in der Siedlung einen kleinen dunklen Vogel mit rot oder orange leuchtenden Schwanzfedern sieht, hat mit großer Wahrscheinlichkeit einen Hausrotschwanz zu Gesicht bekommen. Bei der Abstimmung des Nabu konnte sich der Frühstaufsteher gegen Waldohreule, Schwarzspecht, Schwarzstorch und Kranich durchsetzen und löst den Kiebitz als Vogel des Jahres ab. Er ist morgens einer der ersten, der singt, auch wenn sein Ruf eher an die "Störgeräusche eines Fernsehers" erinnert, sagt Alexandra Ickes, Artenschutzreferentin beim NABU Baden-Württemberg. Der Wiedererkennungswert ist auf jeden Fall gegeben.

Weitere Infos: www.nabu.de


Reptil/Lurch des Jahres: Der Moorfrosch

Moorfrosch (Rana arvalis) © B. Trapp

Der Moorfrosch ist nicht nur wegen der der Blaufärbung der Männchen zur Paarungszeit eine besondere Amphibienart, sondern auch aufgrund seines großen Verbreitungsgebiets: Es erstreckt sich von Nordfrankreich bis weit nach Russland und von Nordfinnland bis in die Ukraine, umfasst damit das weitaus größte Verbreitungsareal aller neun in Europa lebenden Braunfroscharten. Trotzdem wird der Moorfrosch bei uns immer seltener. Er braucht einen hohen Grundwasserstand, wie man ihn in Mooren, Feuchtwiesen und Auwäldern findet. Genau diese Habitate gibt es aber immer weniger. Deshalb wird der Moorfrosch in einigen Regionen Deutschlands als "vom Aussterben bedroht" eingestuft.

Weitere Infos: www.dght.de


Fisch des Jahres: Der Europäische Aal

Europäischer Aal (Anguilla anguilla)
© Adobe Stock, Prochym

Der Europäische Aal ist ein faszinierender Bewohner unserer Küsten- und Binnengewässer und geht einem besonders komplexen Lebenszyklus nach, der ihn aber auch besonders empfindlich gegenüber Störungen macht. Den Großteil ihres Lebens verbringen viele Aal in unseren Binnengewässern. Nach mehreren Jahren& wandern die Aale Richtung Meer in die Sargassosee in der Karibik, um sich dort zu paaren. Auf der Reise passt sich ihr Körperbau den marinen Verhältnisse an. Die Augen werden größer, der Rücken färbt sich dunkel und die Bauchseite silbrig weiß. Die Jungaale wandern nach der Geburt mithilfe des Golfstroms an die Küsten zwischen Nordafrika und Nordnorwegen und von dort über Flüsse in die Binnengewässer. Die weiblichen Aale werden mit bis zu anderthalb Metern Länge deutlich größer als die Männchen, die maximal 60 cm erreichen.

Weitere Infos: www.dafv.de


Wildtier des Jahres: Alpenschneehase

Alpenschneehase (Lepus timidus varronis) im Winterfell
© imagebroker.com, Stefan Huwiler

Mit der Ernennung des Alpenschneehasens zum Wildtier des Jahres, macht die Deutsche Wildtier Stiftung auf eine extrem seltene Art und einen Verwandlungskünstler aufmerksam. Auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands wird er als "extrem selten" geführt. Er lebt in Höhenlagen ab 1.300 m und ändert mit dem Fellwechsel seine Farbe, im Sommer braun, im Winter weiß. Mit dem weißen Fell ist der Alpenschneehase nicht nur besser getarnt, sondern auch besser isoliert, da die Haare seines Winterkleids mit Luft gefüllt sind. Mit dem Klimawandel verändern sich die Lebensräume in den Alpen besonders schnell, was dem an den Winter angepassten Schneehasen zu schaffen macht. So verschiebt sich z. B. die Schneefallgrenze immer weiter nach oben. Auch menschliche Aktivitäten wie Ski- und Freizeittourismus beeinträchtigen die Rückzugsorte des Alpenschneehasens. Umso wichtiger ist es, das Wege, Loipen und Pisten nicht verlassen werden. Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich darüberhinaus für die Einrichtung von Wildschongebiete ein.

Weitere Infos: www.deutschewildtierstiftung.de


Fledermaus des Jahres: Das Große Mausohr (2024/2025)

Das Große Mausohr (Myotis myotis)
© Wikimedia Commons, CC-BY-4.0, MissMhisi

Das Große Mausohr ist in ganz Europa verbreitet (abgesehen vom Norden, wo sich die Bestände gerade erst erholen), sie benötigt aber im Laufe des Jahres unterschiedliche Habitate und Lebensräume. So sucht diese Fledermausart zur Winterruhe natürliche Höhlen auf, in denen über mehrere Monate ein konstantes Mikroklima herrscht. Für die Aufzucht der Jungen hingegen bevorzugen die Weibchen alte Dachböden von großen Gebäuden und jagen in semikultivierten Wäldern und Landschaften. Das Große Mausohr ist somit auf spezielle Weise mit uns Menschen und nicht selten mit unseren Kulturdenkmälern verbunden und zeigt, dass wir eine wichtige Rolle in der Erhaltung der Art spielen.

Weitere Infos: www.batlife-europe.info


Schmetterling des Jahres: Spanische Flagge

Die Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria)
© Wikimedia Commons, CC-BY-3.0, Jean-Pol GRANDMONT

Mit einer Flügelspannweite von fünf Zentimetern gehört die Spanische Flagge zu den größeren Nachtfaltern in Europa und auch sonst hat diese Schmetterlingsart ein interessantes Äußeres. Sie besitzt oberflächlich eine schwarz-weiße Tarnzeichnung, sobald sie aber losfliegt und die Vorderflügel öffnet, kommen die kräftig orange-rot gefärbten Hinterflügel zum Vorschein. Diese dienen als Warnung und Abschreckung von Fressfeinden. Er selbst schlürft am liebsten den Nektar des Gewöhnlichen Wasserdost. Der BUND hat die Spanische Flagge zum Schmetterling des Jahres ernannt, weil sich diese Art aufgrund der immer wärmeren Temperaturen besonders schnell Richtung Norden und in höhere Lagen ausbreitet. Beobachtungen wie diese können Bürger:innen übrigens auf der Plattform observation.org melden oder ganz einfach mit der Handy-App ObsIdentify.

Weitere Infos: www.bund.net


Insekt des Jahres: Holzwespen-Schlupfwespe

Holzwespen-Schlupfwespe (Rhyssa persuasoria) beim Bohrvorgang
© Wikimedia Commons, CC-BY-2.0, Frank Vassen

Die Weibchen dieser Schlupfwespen-Art fallen optisch besonders durch den dünnen Legebohrer am Hinterleib auf, der die Gesamtlänge des restlichen Körpers noch einmal übertrifft. Die Art ist deshalb auch unter dem Namen Riesenholzwespen-Schlupfwespe bekannt. Für die Eiablage bohrt die Wespe Löcher in Baumstämme, die von den Larven der Holzwespe befallen sind, denn von ihnen ernähren sich ihre Nachkommen. Sie sind am häufigsten in Nadelwäldern zu finden. Bemerkenswert ist, dass, obwohl der genaue Ort der Holzwespenlarve im Baumstamm von außen nicht zu sehen ist, die Holzwespen-Schlupfwespe mit erstaunlicher Zielgenauigkeit exakt an der richtigen Stelle bohrt. Sie kann nämlich einen bestimmten Piiz riechen, mit dem die Holzwespenlarve selbst das Holz verdaut. Eine Bohrung dauert übrigens etwa eine halbe Stunde. Das Insekt des Jahres für Deutschland, Österreich und die Schweiz wird von einem internationalen Expertengremium gewählt. Ihm gehören Insektenkundler, wissenschaftliche Gesellschaften und Einrichtungen u. a. auch der NABU an.

Weitere Infos: www.nabu.de


Libelle des Jahres: Gebänderte Heidelibelle

Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum)
© Wikimedia Commons, CC-BY-4.0, Ewa Rauner-Büczy?ska

Der BUND und die Gesellschaft der deutschsprachigen Odonatologen – der Libellenkundler:innen – machen mit der Wahl der Libelle des Jahres seit elf Jahren auf die Vielfalt aber auch den Rückgang vieler Libellenarten aufmerksam: Von rund 80 heimischen Libellenarten stehen 48 auf der Roten Liste der gefährdeten Insekten. Männchen und Weibchen der Libelle des Jahres 2025 sind an den braunen Flügelbändern zu erkennen, sie lassen sich aber anhand der roten (Männchen) bzw. weißen Flügelmalen (Weibchen) unterscheiden. Zu finden ist die Gebänderte Heidelibelle überwiegend im Nordwestdeutschen Tiefland, im Südöstlichen Tiefland, am Oberrhein und im Alpenvorland. Mittelgebirge meidet sie. Sie besiedelt allerdings nur wenige Landschaften wirklich dauerhaft. Sie lebt in Tälern und den Auen kleinerer und größerer Fließgewässer. Zu erkennen ist sie außerdem an ihrer Flugweise, die eher der von Schmetterlingen ähnelt.

Weitere Infos: www.bund.net

Weitere Tiere des Jahres 2025

Spinne des Jahres: Gewöhnliche Fischernetzspinne
Wildbiene des Jahres: Garten-Blattschneiderbiene
Höhlentier des Jahres: Wegdornspanner
Einzeller des Jahres: Wimpertierschen der Gattung Coleps


Pflanzen

Roteiche (Quercus rubra) © Andreas Gomolka

Baum des Jahres: Die Roteiche

Ihr richtiger Name ist eigentlich Amerikanische Roteiche, denn sie kam ursprünglich vor 300 Jahren aus Nordamerika nach Deutschland. „In Zeiten des Klimawandels gewinnt diese Baumart zunehmend an Bedeutung. Ihre Fähigkeit, auch auf trockenen Standorten zu gedeihen, macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Wälder. Sie steht für Resilienz und nachhaltige Forstwirtschaft“, sagt Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates und Schirmherr des Baum des Jahres 2025. Sie wird u. a. bei der Renaturierung von stillgelegten Tagebauen eingesetzt, weil sie auch auf nährstoffarmen Böden noch gut zurechtkommt, und sie kann außerdem gegen Waldbrände in Kiefernforsten helfen, da ihre Blätter schwerer entzündbar sind.

Im Spätherbst leuchten das Rot ihrer Blätter von weitem. Von unseren heimischen Eichen unterscheidet sie sich einerseits in der Blattform, diese sind in ihren Ausformungen spitzer, und andererseits in der Rinde. Die typische Eichenborke gibt es bei der Rot-Eiche nicht. Ihre Rinde ist zumindest in den ersten zwei, drei Jahrzehnten glatt und grau, ähnlich der Rinde der Rot-Buche und reißt erst später in senkrechte tiefe Rillen auf.

Weitere Infos: www.baum-des-jahres.de


Amethystfarbene Wiesenkoralle (Clavaria zollingeri) 
© Matthias Theiss

Pilz des Jahres: Amethystfarbene Wiesenkoralle

Er sieht tatsächlich aus wie eine Koralle, ist aber ein Pilz, der in speziellen Biotopen wie z. B. extensiven Bergweiden, moosreichen alten Parkrasen, Wacholderheiden, Eschenwäldern oder Schlehengebüschen wächst. In Deutschland sind nur 40 Fundorte der Amethystfarbenen Wiesenkoralle bekannt. Weitere verwandte Arten des Pilzes sind auf allen Kontinenten zu finden, was darauf hindeutet, dass diese Pilze schon seit Millionen Jahren auf unserem Planeten leben könnten – möglicherweise also ein echtes Uhrzeitrelikt. Der bunte korallenartige Fruchtkörper wird zwei bis acht Zentimeter groß.

Weitere Infos: www.dgfm-ev.de


Sumpf-Blutauge (Comarum palustre) © Cyrille Claudel

Blume des Jahres: Sumpf-Blutauge

Mit der Wahl des Sumpf-Blutauges zur 46. Blume des Jahres ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz der moorigen Ökosysteme auf und stellt deren Bedeutung für Pflanzen und Tiere, aber auch für uns Menschen in den Vordergrund. 95 % Prozent der Moorflächen in Deutschland gelten als zerstört. Das verheerend, für die hochspezialisierten Arten, die das Moor bewohnen, aber auch für unser Klima, denn Moore speichern mehr CO2 als jedes andere Ökosystem. Die Blüten des Sumpf-Blutauges sind von Mai bis August am Rand von Hochmooren, auf schlammigen Böden in Niedermooren und vereinzelt am Ufer langsamfließender Gewässer zu finden. Die Stängel sind oft oft mit einem leichten Flaum versehen, zottig behaart und werden bis zu 70 cm lang.

Weitere Infos: www.loko-schmidt-stiftung.de


Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha)
© Wikimedia Commons, CC-BY-3.0, Holger Krisp

Orchidee des Jahres: Grünliche Waldhyazinthe

Diese Orchideenart ist mit einer Höhe von bis zu 60 cm kaum zu übersehen, besonders zwischen Mitte Mai und Juli, je nach Höhenlage, wenn ihre weiß-grünen Blüten blühen. Sie wächst bevorzugt in offenen Laub- und Mischwäldern oder auch in lichten Nadelwäldern. Ein zarter Duft, der besonders in den Abendstunden intensiver wahrgenommen wird, hat ihr den Namenszusatz „Hyazinthe“ eingebracht. Damit lockt sie nachaktive Falter an, die die Orchidee bestäuben.

Weitere Infos: www.orchideen-deutschlands.de


Grünalge Draparnadlia erecta
© Dr. Lenka Caisova, Biology Centre Czech Academy of Sciences

Alge des Jahres: Grünalge Draparnaldia eracta

Seit 2007 bestimmt die Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft eine Alge des Jahres, denn Algen sind die wichtigsten Sauerstoffproduzenten der Erde. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass zwei Drittel unseres Planeten von Meeren und Seen bedeckt sind. Die Grünalge Draparnaldia eracta wurde erst vor sieben Jahren entdeckt. Zuerst sah der eigenartige Organismus aus wie ein Moos, er ist häufig an Land, z. B. auf nassem Sand oder felsigen Oberflächen an Bächen, Quellen und torfigen Seen zu finden. Doch eine Laboranalyse ergab, dass es sich um eine mehrzellige Grünalge handelt, die sich nun zu einem spannenden Forschungsobjekt für wichtige Evolutionsfragen entwickelt hat. 

Weitere Infos: www.dbg-phykologie.de

Weitere Pflanzen des Jahres 2025

Flechte des Jahres: Wasser-Hautflechte
Moos des Jahres: Filzige Haarkelchmoos
Giftpflanze des Jahres: Cashewbaum

Landschaften

Flusslandschaft des Jahres 2024/2025: Die Stepenitz (Elbe)

Die Stepenitz in Brandenburg © Fario e.V.

„Flüsse haben unsere Zivilisation mehr als jede Straße und jede Technologie geprägt“, betont Joachim Nibbe, Mitglied des NaturFreunde-Bundesvorstands und nennt damit einen wichtigen Grund für die zweijährliche Wahl der Flusslandschaft des Jahres. Die Stepenitz ist eine der wenigen noch naturnahen Flusslandschaften in Brandenburg. Das liegt unter anderem daran, dass sie in der DDR relativ unangetastet blieb. Die gute Wasserqualität, das Vorkommen selten gewordener Tierarten Fischotter und Schwarzstorch sowie laufende Projekte zur Wiederansiedlung des Atlantischen Laches und der Meerforelle gaben den Ausschlag zur Wahl der Stepenitz. Die 84 km lange Stepenitz entspringt im Nordwesten Brandenburgs und mündet bei Wittenberge in die Elbe. Ihre fünf wichtigsten Nebenflüsse sind die Sude, Dömnitz, Kümmernitz, Panke, Schlatbach.

Weitere Infos: www.naturfreunde.de

Waldgebiet des Jahres: Stadtwald Wiesbaden

Stadtwald Wiesbaden © Müller

Der Stadtwald in Wiesbaden bildet einen Halbkreis um die Stadt und prägt nicht nur das Stadtbild, sondern beeinflusst auch das Klima, trägt zum Wasser und Bodenschutz und natürich nicht zuletzt zur Erholung der Menschen bei. Gerade im Ballungsraum Rhein-Main ist ein solches Waldgebiet wie der Wiesbadener Stadtwald von unschätzbarem Wert. Es wird seit 1987 nach den Richtlinien für Naturgemäßen Waldbau bewirtschaftet, das heißt es gibt seit dem keine Kahlschläge und keinen Pestizideinsatz mehr, einige Teile sind sogar denkmalgeschützt. Mittlerweile sind auch einige unter Schutz stehende Tiere und Pflanzen nachgewiesen, wie z. B. das Besenmoos, der Hirschkäfer, die Bechsteinfledermaus und sogar die Wildkatze. 80 % des Baumbeständes machen Buchen und Eichen aus. Zum Stadtwald gehören aber auch einige kleine reizvolle Fluss- und Wiesentäler, die für eine frische Luftzufuhr in der Stadt sorgen.

Weitere Infos: www.bdf-online.de