Der polnische Abenteurer und Polarforscher Marek Kaminski wanderte in einem Jahr zum Nordpol und Südpol. Das Sachbuch „Ins ewige Eis!“ von Agata Loth-Ignaciuk und Bartlomiej Ignaciuk nimmt Leserinnen und Leser ab dem zehnten Lebensjahr mit auf eine gefährliche Expedition und zeigt wie Kinderträume wahr werden.

(M)ein Kinderbuch mit Folgen…  

Kinder lieben Abenteuer – ich erlaube mir, in diesem Fall zu pauschalisieren. Bei mir war’s auf jeden Fall so. An meinem elften oder zwölften Geburtstag bekam ich das Buch „Ein Schiff nach Grönland“ geschenkt. Die Geschichte zweier grönländischer Kinder und deren bezaubernder, von übermächtiger Natur beseelten Heimat. Ich verschlang das Buch und träumte mich auch lange danach immer wieder in die beschriebenen Landschaften hinein. Das hatte Folgen: mein erster großer Traum –  ich musste dorthin! Im Jahr 1993 wurde der Traum – zum ersten Mal –  Wirklichkeit. Zur selben Zeit überquerten die polnischen Abenteurer Wojciech Moskal und Marek Kaminski das grönländische Inlandeis und schmiedeten den Plan, zu Fuß zum Nordpol zu wandern.

„Jedes Abenteuer beginnt im Kopf“

Bereits als Kind war für Marek Kaminski klar: er will raus in die Welt! Zunächst wenig abenteuerlich, wanderte er als Kind von Erdbeerfeld zu Erdbeerfeld, pflückte Früchte und sparte seinen Lohn. Mit der Menge der reifenden Erdbeeren, reiften auch seine Reisepläne und als er genug Geld zusammen gespart hatte, brach er auf. In seinem Kopf formten sich immer mehr Abenteuer und irgendwann startete er mit seinem Freund Wojciech die fast 1.000 km lange Wanderung zum Nordpol. Wie lange die umfangreichen Vorbereitungen dauerten, wird ebenso anschaulich erzählt, wie die Mühen und Gefahren, aber auch die Schönheiten und das Glück einer solchen Expedition. Alltäglichkeiten, wie das Auf- und Abbauen des Lagers oder das Selbstziehen eines schmerzenden Zahns, kleine und große Leserinnen und Leser haben immer das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Dafür sorgen auch die ganz wunderbaren Illustrationen, die den präsenten Erzählstil perfekt ergänzen. Und als ob diese Leistung für sich nicht unglaublich wäre, ging Marek Kaminski weiter: noch im selben Jahr wanderte er völlig auf sich selbst gestellt zum Südpol. Eine Leistung, die bis heute einzigartig ist.    

Fazit

In diesem Jahr war ich erstmals mit meiner elfjährigen Tochter in Grönland unterwegs. Kaum zu Hause, brachte uns „Ins ewige Eis!“ auch schon wieder zurück in die arktischen Regionen. Das Buch weckt die Neugier und Abenteuerlust aus Kindheitstagen. Es inspiriert spätestens dann, ausgetretene Pfade mal wieder zu verlassen, wenn das eigene Kind voller Tatendrang feststellt: „Das können wir doch auch machen!“ Es müssen ja nicht gleich die Pole sein, aber jedes Abenteuer beginnt ja im Kopf…   

Thorsten Hoyer