In der Dunkelheit aufsteigen, den Sonnenaufgang über der Gletscherwelt genießen, kurz vor Mittag auf dem Gipfel des Adamello rasten und dann die rasante Abfahrt genießen, am besten im Rahmen einer Durchquerung der Adamello-Presanella-Gruppe mit allem Gepäck im Tourenrucksack. So weit die Theorie.

Die Praxis führt zunächst ins Sportgeschäft – und zwar in ein richtiges Fachgeschäft mit geschultem Personal. Aus zwei Gründen: Ski- tourenprodukte sind speziell auf den Sport zugeschnitten und eben nicht in jeder Sportabteilung in entsprechender Auswahl vorhanden, und, wichtiger noch, der Verkäufer kennt den Ausrüstungsbedarf und kann den Umgang damit (fürs erste) erklären.

Das Gebot der Kameradenrettung verpflichtet jeden Skitourengeher zur Mitführung von Lawinensonde, Schaufel, Lawinenverschüt- tetensuchgerät. Für die eigene Sicherheit dient der Kameradencheck, der sicher stellt, dass sich auch die anderen daran halten. Wer solo losstapft, sollte sich die Anschaffung eines Rucksacks mit Lawinenairbag überlegen. Die kosten zwar ihr Geld, sind aber derzeit das Maß der Dinge, um eine Verschüttung im Ernstfall zu verhindern. Der Rest der Ausrüstung erleichtert den Geldbeutel ordentlich: Skitourenhosen sind hochgezogen mit Trägern, haben gegen Stahlkanten verstärkte Wadenbereiche, die sich mit Haken am speziellen Skitourenschuh fixieren lassen. Die Skischuhe müssen nicht nur zum Fuß, sondern auch zur Tourenbindung passen. Standardisiert sind Tourenbindungen mit Fersenautomat, die sich von weitem nur durch den Verbindungsschlitten von normalen Pistenbindungen unterscheiden. Andere spezielle Tourenschuhe haben für die Bindung entsprechende Inserts integriert. Die Tourenbindung erwirbt man meist im Paket mit dem Tourenski. Auch hier gibt es deutliche Unterschiede für Zielgruppen und bevorzugtes Terrain. Der Anfänger wählt einen gutmütigen Allrounder. Dazu kommen die Felle, die bereits mit Haftkleber versehen auf die Ski aufgezogen werden. Nach dem Gebrauch werden sie im Gipfelsockerl verstaut, einer raffinierten Aufbewahrungstasche, die das Zusammenkleben der Felle verhindert. Der Rest der Ausrüstung – Jacke, Mütze, Unterwäsche, Sonnenschutz, Handschuhe, Socken, Teleskopstöcke etc. – ist ziemlich deckungsgleich mit der Ausrüstung für Alpinisten. Bis auf den Rucksack, der sollte für die Tourenausrüstung entsprechende Fächer enthalten. Gro?ßere Modelle haben dann noch die Be- festigungsmöglichkeiten für das fortgeschrittene Besteck: Eispickel, Steigeisen, Seil, Helm, Eisschrauben etc.

Eine billige Skitourenausrüstung ist ein Widerspruch in sich selbst, da die meisten Kernprodukte den Sicherheitsstandards entsprechend müssen, um zertifiziert marktfähig zu sein. Wer erst einmal ausprobieren möchte, ob der Sport der Anfang einer großen Leidenschaft oder ein Fehltritt ist, leiht sich die Sachen in einer Alpinschule aus. Hier ist er ohnehin an der richtigen Adresse, denn Skitourenkurse sind für Anfänger unerlässlich und dürfen nur von staatlich geprüften Berg- und Skiführern oder den Trainern der Alpenvereine geleitet werden. Alternativ kann man einer Sektion des Alpenvereins beitreten. Die dort angebotenen Skikurse sind in der Regeln recht preiswert, werden von ehrenamtlichen Trainern (mit entsprechenden Trainerscheinen) geleitet, sind allerdings auch weniger komfortabel. Wer Anschluss an Gleichgesinnte sucht, trifft sie beim Al- penverein leichter, wer die individuelle Betreuung durch eine Alpinschule sucht und sehr ambitioniert ist, kann mit dem umfassenden Wissen des Bergführer schnell zu einem erfahrenen Skitourengeher avancieren.

Ausgelernt hat man ohnehin nie. Wetterkunde, Gehtechnik, Abfahrtstechnik, Lawinenkunde, Risikomanagement, alpine Erfahrung – all das wächst über Jahre. Touren gibt es so viele wie Wanderungen, und jede ist ein bleibendes Erlebnis. Wie bei keinem anderen Bergsport gilt hier: die Vorbereitung ist der wichtigste Teil der Tour. Gute körperliche Verfassung, gründliche Planung, erschöpfende Informationen über Wettervorhersage und Lawinenlage, ein absolvierter Erste- Hilfe-Kurs gehören ebenso zum Rüstzeug wie die Beschäftigung mit den Sicher- heits- und Risikoaspekten des Wintersports abseits der Piste. Aus gutem Grund kann man mit einem Klick in die Suchmaschine auf eine Fülle von Informationen zurückgreifen. Alpenvereine, Wetterdienste und Hersteller machen sich ge- meinsam für das Thema Sicherheit stark. Umfangreiche Sicherheitschecklisten, Ausrüstungstipps, Portale für Wintersportwetter und Lawinenwarndienst sowie ausgefeilte Apps bieten sich an.

Eine umfassende Einführung in die Thematik mit einer Fülle von wertvollem Material als Download findet sich auf der Website des DAV unter Bergsport > Aktiv sein > Skitouren.

Wichtige Rufnummern
sollte man im Scheckkartenformat ausgedruckt in der Geldbörse aufbewahren und/oder im Handy unter dem Stichwort „ICE“
(In Case of Emergency) ablegen. Es sind nicht viele:

> 112 , europaweite Notrufnummer

> 140, alpiner Notruf in Österreich, bei deutschem Provider Vorwahl 0043/512

> 1414, alpiner Notruf Schweiz

> 140, Bergrettung Schweiz 

> 118, Bergrettung Südtirol/ Italien

 

Einschlägige Literatur und Videomaterial
• Alpin-Lehrplan 4, Skibergsteigen - Freeriding, BLV
• DVD Notfall Lawinen, DAV
• Schweizer, Harvey, Rhyner: Lawinenkunde: Praxiswissen für Einsteiger und Profis zu Gefahren, Risiken und Strategien, Bruckmann-Verlag

Wichtige Apps
Die Notfall-App der Bergrettung Tirol hat sich als ideales Kommunikationsmittel für den Ernstfall durchgesetzt.
Skitourengeher erhalten mit den Apps von Mammut und Ortovox, beides Hersteller mit umfangreichem Skitouren-Equipment, komfortable und hilfreiche Apps mit enormem Funktionsumfang. Die Apps funktionieren auf allen Plattformen und sind kostenlos.

Wichtige Internetseiten
www.alpenverein.de,  www.erlebnis-berg.com,  www.lawinen.org,  www.check-your-risk.de,  www.alpine-auskunft.de