Mit über 250 Dreitausendern toppen die Bergmassive über dem Ötztal den Rest der Ostalpen – nirgendwo sonst drängen sich so viele hohe Berge. Und viele von ihnen sind vergletschert. Die Region zählt zum inneralpinen Trockenbereich mit vergleichsweise sehr geringen Niederschlagsmengen. Was soll uns das sagen? Wenn wir im Ötztal wandern oder in Klettersteigen unterwegs sind, scheint meist die Sonne, und wenn wir innehalten und in die Ferne blicken, nach oben schauen, gleißt der Horizont mit seinen Firngipfeln. Das sind die Ziele der konditionsstarken Alpinisten. Wir versuchen uns an Klettersteigen, die trotz ihrer Anlage in steilen Felswänden selten die Schwierigkeitsstufe C überschreiten.

Die jüngste Anlage wurde erst 2015 fertiggestellt und ist mit über 800 Metern Kletterlänge gleichzeitig eine der längsten Tirols. Wer vor der steilen Geierwand bei Haiming steht und die 400 Höhenmeter in Angriff nehmen will staunt nicht schlecht: Selten ist der Steig schwerer als B/C und damit auch für geübte Kinder ab zwölf Jahren begehbar. Tatsächlich haben früher in den Wandnischen Geier gebrütet. Im unteren Teil sind sogar noch Knappenlöcher zu sehen, als im 13. Jahrhundert im Tagebau Erz geschürft wurde. Natürlich kommt auch dieser Klettersteig wie die meisten modernen Anlagen nicht ohne luftige Seilbrücke aus. Die Rastbank mitten in der Route überrascht dann doch. Die südseitige Exposition und der weite Blick übers Inntal machen den Geierwand- Klettersteig zu einem entspannenden Bergerlebnis.

Wirklich spannend ist der Stuibenfall- Klettersteig bei Umhausen, der diesen gewaltigen Wasserfall in unmittelbarer Nähe erschließt. Die tosenden Wassermassen, Gischt, Brodem, Seilbrücken und eine Linienführung mitten unter den stürzenden Fluten hindurch – das ist schon spektakulär und muss am Ausstieg mit einem Wirtshausbesuch belohnt werden. Der Stuibenfall ist übrigens nachts beleuchtet, die geführten Fackelwanderungen sind eine wunderbare stimmungsvolle Ergänzung zum Klettersteigerlebnis.

Hat man sich erst einmal den Klettersteig hinaufgewagt und spürt nach einiger Zeit Kräftemangel, hilft meist nur die Flucht nach vorn. Abklettern ist schwierig. Für Einsteiger empfiehlt sich daher der kurze Übungsklettersteig hinter der Moosalm bei Sölden. 80 Höhenmeter und 150 Meter Kletterlänge geben einen Vorgeschmack und helfen bei der Selbsteinschätzung.

Vielleicht reicht es ja schon bald für den Klettersteig Lehner Wasserfall, der seit 2014 eine anspruchsvolle Variante mit Seilbrücke und Überhang aufweist. Wer diese nach links abweichende Route wählt, muss sich auf gute drei Stunden einstellen, bis er mit etwas Muskelkater wieder am Parkplatz eintrifft. Die alte rechte Variante ist leichter und die einzige vorhandene heikle Stelle kann auch umgangen werden.

Der schwierigste Klettersteig im Ötztal heißt zu Ehren des berühmten Extrembergsteigers und Sportkletterers aus Huben »Reinhard Schiestl«. Die Gesamtbewertung D bezieht sich auf die anhaltenden Schwierigkeiten, die man nur mit einer Portion Kraftausdauer bewältigen kann. Doch auch hier gilt: Das Erlebnis ist alle Mühen wert!

ÖTZTALER KLETTERSTEIGE
GEIERWAND

Länge: 800 m, Höhe: 400
Hm Dauer mit Abstieg: 3 Std.
Schwierigkeit: B/C
Talort: Haiming
STUIBENFALL
Länge: 450 m, Höhe: 300 Hm
Dauer mit Abstieg: 4 Std.
Schwierigkeit: C
Talort: Umhausen
LEHNER WASSERFALL
Länge: 430 m, Höhe: 220 Hm
Dauer mit Abstieg: 3,5 Std.
Schwierigkeit: B/C bzw. C-E
Talort: Lehn bei Längenfeld
MOOSALM
Länge: 150 m, Höhe: 80 Hm
Dauer mit Abstieg: 50 Min.
Schwierigkeit: B/C, Stelle D
Talort: Moosalm
(Gaislachkogelbahn)
REINHARD SCHIESTL
Länge: 300m, Höhe: 200 Hm
Dauer mit Abstieg: 3 Std.
Schwierigkeit: C/D
Talort: Astlehn.

MEHR INFOS
Ötztal Tourismus,

Gemeindestraße 4
6450 Sölden
Österreich
Tel. +43 (0) 57200 0
Fax +43 (0) 57200 201
info@oetztal.com
www.oetztal.com