14 Kilometer! Ehrfurchtsvoll wiederholt Moritz die Zahl, ohne wirklich einschätzen zu können, wie lang 14 reale Kilometer wirklich sind. Er trainiert schon für das große Ziel, rutscht zum gefühlt hundertsten Mal den kleinen Hügel von der Terrasse in den Garten hinunter, landet nach roßzügig geschätzten 20 Metern und einem Höhenunterschied von vielleicht fünf Metern freudestrahlend in den Sträuchern des Nachbarn.
Um Spaß zu haben, ist dieser Minirodelhügel im Garten mehr als ausreichend. Vor allem, weil Kids hier auch mit einem Plastikrutscher gefahrlos gleiten können. Eigentlich reicht dem Siebenjährigen das Angebot, doch Papa will mehr. »Komm, Moritz, am Wochenende fahren wir nach Bramberg im Pinzgau und schauen uns mal eine richtig lange Rodelbahn an« so versuche ich, dem laufenden Meter einen Ausflug in die Berge schmackhaft zu machen. Mit Erfolg, wobei das auch an dem Attribut »längste beleuchtete Rodelbahn der Welt« liegt.
»Wie lang sind eigentlich 14 Kilometer?« Gefühlt endlos, denn bei der Fahrt ins Oberpinzgau eröffnet Moritz eine Fragestunde zum Thema Länge der Bahn, die nach halber Fahrzeit abgelöst wird durch die Frage »Wie lange dauert’s noch?« Zu lange, denn Bramberg im Oberpinzgau liegt quasi auf der Rückseite der Kitzbüheler Alpen, sodass sich die Anfahrt über Kitzbühel und den Pass Thurn doch etwas zieht. Aber sobald man bei Mittersill das Salzachtal erreicht, ist das Ziel in Sichtweite. Und abends nicht zu übersehen: Die komplette Rodelbahn am Wildkogel wird von der Berg- bis zur Talstation beleuchtet und markiert wie ein Leuchtturm das Ziel.
Die Wildkogel-Arena ist ein perfektes Familienskigebiet mit grandioser Kulisse. Im Süden reicht der Blick bis zur Schneepyramide des Großvenedigers, im Norden zieht das Felshorn des Großen Rettensteins die Blicke auf sich. Dazwischen sanfte Almwiesen in perfekter Kitzbüheler Skiqualität sowie eine weit über Österreich hinaus bekannte Rodelbahn vom Wildkogel bis hinunter nach Bramberg im Pinzgau. Eine Strecke, die trotz ihrer Länge auch für Familien geeignet ist – schließlich folgt die Rodelbahn einer breiten Forststraße, die mit gleichma?ßigem Gefälle in weiten Serpentinen talwärts führt. Und damit so angelegt ist, dass auch Kinder mit ihrem eigenen Rodel fahren können. Auch Moritz kennt bereits die eine oder andere kurze Bahn und bringt also etwas Erfahrung mit. Außerdem sitzt er auf einem speziellen Schlitten, mit dem er problemlos lenken und – ganz wichtig – selbst bei Eis ruckzuck bremsen kann. Das ist für die Eltern beruhigend, und Moritz gefällt’s; allerdings weniger wegen der Tempodros- selung, sondern weil die Bremse pistenraupenähnliche Rillen in den Schnee fräst.
Zugegeben, mit einem normalen Hörnerschlitten hätten wir leichte Bedenken. Vor allem wenn die Bahn etwas steiler und die seitliche Absicherung nicht die Beste ist. Jüngere Rodler unter sieben oder acht Jahren sind daher auf dem Schlitten der Eltern oftmals besser aufgehoben, denn: So schön Rodeln auch ist, ganz ungefährlich ist es nicht. Doch die Rodelbahn am Wildkogel ist überschaubar, die Kurven sind problemlos zu fahren – und das Beste: Die Bahn wird schön breit gewalzt, sodass man auch als Langsamfahrer kein Hin- dernis darstellt. Eine echte Familienbahn also. Bei der Bergfahrt mit den auffallend grünen Gondeln der Smaragdbahn kommt Moritz aus dem Staunen kaum heraus – und registriert beim Blick zurück ins immer weiter unten liegende Tal, dass diese Rodelbahn wirklich rekordverdächtig lang ist. Bei der Wildkogelalm gleich neben der Bergstation (2100 m) würde man normalerweise den Ausblick genießen, doch dafür bleibt mit Kind keine Zeit – die Vorfreude ist einfach zu groß.
Ruckzuck sitzt Moritz auf seinem Schlitten und fährt los. Nach den ersten Kurven und dem ersten zurückgelegten Kilometer wird der Nachwuchs dann auch langsam ruhiger und meckert nicht mehr, weil unsereins wegen des Rundblicks stoppt und ein Erinnerungsfoto schießen will. Vorbei am Wildkogelhaus rodeln wir begeistert talwärts, gleiten auf langen Geraden über die leuchtend weißen Hänge und schauen von sonniger Höhe ins schattig-kalte Pinzgau. Selbst wer es richtig laufen lässt, benötigt rund eine halbe Stunde für die komplette Strecke – und wer die Aussicht genießt oder zwischendurch einen Einkehrstopp macht, ist noch länger unterwegs. Man kann es nicht anders sagen: Auf dieser Bahn besteht Suchtgefahr. Und so wundert es uns nicht, dass nach 1300 Höhenmetern und 14 Kilometern Länge Moritz noch lange nicht genug hat – und schon jetzt ankündigt, dass wir natürlich auch abends noch einmal fahren müssen.
Aus einer endlos langen Rodelbahn wird so auch ein endlos langer Rodeltag, der für Klein und Groß mit zufriedenen Gesichtern endet. Die Dunkelheit bricht herein, unten glitzern die Lichter im Pinzgau, am Nachthimmel die Sterne – und dazwischen strahlen die Lampen der täglich bis 22 Uhr beleuchteten Rodelbahn mit den Augen von Moritz um die Wette.
WEITERE RODELBAHNEN
NATURRODELBAHN NEUHAUSHOF
Von der Mittelstation der Smaragdbahn bis zum Gasthof Neuhaushof, ca. 3 km
NATURRODELBAHN STOCKENBAUM
Von der Mittelstation der Wildkogelbahnen bis zum Gasthof Stockenbaum, ca. 5 km
KÜHNREITRODELBAHN
Naturrodelbahn im Ortszentrum von Neukirchen, ca. 1,5 km; täglich bis 22 Uhr beleuchtet.
Jeden Mittwoch Mondscheinrodeln auf der Kühnreitrodelbahn! Nähere Informationen und Anmeldung: Tourismusbüro Neukirchen,
Tel. +43/(0)65 65 - 62 56
MEHR INFOS
Wildkogelbahn Neukirchen, Tel. +43/(0)65 65 - 64 05, Fax +43/(0)65 65 - 64 05-22; info@wildkogelbahnen.at
Smaragdbahn Bramberg
Tel. +43/(0)65 65 - 64 05 61, Fax +43/(0)65 65 - 64 05 60; info@wildkogelbahnen.at; www.wildkogel-arena.at