ERLEBEN, ENTDECKEN, VERSTEHEN.
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IMMER MEHR NATURFASERN KEHREN ALS FUNKTIONSFASERN ZURÜCK und haben es dabei
nicht immer leicht. Am übelsten haben in den USA Politik und Chemieindustrie dem Hanf mitgespielt. Die Kampagnen hattendas Ziel, Hanf und Hanfwerg zu verbieten und dem Konzern DuPont das zukünftige Textilgeschäft zuzuschustern. Durch das Marihuanasteuergesetz von 1937 war Hanf buchstäblich am Ende. Statt Naturfasern und Zellulose von einheimischen Farmern wurde fortan nur noch Nylon und Holzzellstoff auf schädlicher Sul tbasis benutzt. Weitere Chemiefasern folgten, Hanf blieb verboten. Heute ist Hanf eine Hoffnungspflanze.
Sie benötigt kaum Wasser und schützt in Mischkulturen als natürlicher, ungiftiger und preiswerter Insektenschutz andere Pflanzen wie Mais. Funktionell ist Hanf extrem robust – man erinnere sich an die Hanfseile –, nässebeständig, geruchsneutral und hat einen hohen UV-Schutzwert. Hanf wäre eine ideale Sommerfunktionsfaser.
Baumwolle gilt auch als Naturfaser, doch praktisch ist an ihr kaum etwas natürlich. Baumwolle ist der gro?ßte Konsument von Pestiziden, Insektiziden, Fungiziden und Anti-Faulings. Fast noch schlimmer: Für ein Kilo Baumwolle braucht man gut 9.000 Liter Wasser –
minimum. Massen an Billigwaren werden von Fast Fashion in Billiglohnländern produziert und nach kurzem Tragen wieder entsorgt. Bio-Baumwolle hat eine bessere Bilanz, aber Wasser benötigt auch sie überdurchschnittlich viel. Wer hier auf „gute“ Baumwolle setzt, muss beim Kauf auf den Global Organic Textile Standard (GOTS) achten. Funktionell gesehen macht Baumwolle lediglich in der 3. Lage und bei Hosen Sinn. Baumwollmischgewebe wie G-1000 von Fjällräven oder langfasrige hochwertige Baumwolle wie Stotzes Eta Proof oder das englische Ventile-Material sind funktionelle Alternativen, die immer stärker werden, weil sie unemp ndlicher, ruhiger und gleichsam wasserfest, funkenfest und schnelltrocknend sind.
Wolle, vor allem Merinowolle, ist die mit Abstand wichtigste und vielseitigste funktionelle Naturfaser. Sie wird als ultrafeine Merinowolle bei Wäsche und der 2. Lage bis zu Walkwolle und Loden in der 2. und 3. Lage eingesetzt. Bei Wolle gilt es, den Tier- und Naturschutz einzuhalten. Produkte mit Responsible Wool Standard- Siegel (RWS) sollten bevorzugt werden.
Auch Seide ndet verstärkt Zugang zum funktionellen Bekleidungsmarkt. Das Produkt des Maulbeerseidenspinners wird ohne Pestizide und Insektizide hergestellt, da man auf die Insekten angewiesen ist. Seide ist teuer, weil die Mengen begrenzt sind. Sie ist extrem reißfest, hat geruchsneutrale Eigenschaften, ein gutes Feuchtigkeitsmanagement und inhärenten UV-Schutz. Gerne wird Seide mit Merinowolle gemischt.