Die Sache mit dem Lineal geht so: Man zieht von einem Punkt A einen Strich bis zu einem Punkt B. Heraus kommt eine Direttissima. Wie bitte?

Straks von Nord nach Süd
Michael Hoyer und Ulrich Merz hatten 2013 die Idee, den Schwarzwald entlang einer geraden Linie von Nord nach Süd zu durchwandern. Von Pforzheim im Nordschwarzwald nach Rheinfelden im Südschwarzwald. Querbeet sozusagen. Reißende Flüsse, steile Schluchten, Seen, Gipfel – egal, Hauptsache man blieb auf der im GPS-Gerät visualisierten Geraden. Steile Geröllhalden, undurchdringlicher Urwald, Brennesselbarrikaden, Dornengestrüpp, Vieh- und Weideareale mit Zäunen, Stausee – egal, keine Umwege, kein Zurück, immer stur geradeaus. 17.461 Höhenmeter, 301 km Strecke, 31 Tage Abenteuer pur. Tolle Idee – oder?

Mit der Waschmaschine on Tour
Auch das riecht nach Abenteuer. Ludger Bücker wanderte in 38 Tagen von Allensbach am Bodensee, immer dem Rhein entlang, bis zur Mündung der Lippe und von dort ostwärts ins südliche Münsterland. Das Verrückte dabei, er schob dabei auf einer leicht frisierten Sackkarre eine funktionsuntüchtige Waschmaschine vor sich her. Das 70 kg schwere, schrottreife Gepäckstück taufte der gelernte Krankenpfleger auf den Namen Mikaela und nutzte es als Rucksack. Die schier unglaublichen Abenteuer des 46-jährigen sind in einem jüngst veröffentlichten Buch (Goldmann- Verlag) zu lesen. Bekloppt? Sicher! Aber ganz gewiss ein Abenteuer für ihn. Jederzeitiges Scheitern inbegriffen.

Stormhiking und Nebeltouren
Wer geht schon bei Sturm und Orkan freiwillig vor die Haustüre? Wer trotzt bei Waschküchenverhältnissen, wenn man die eigene Hand vor Augen kaum erkennen kann, den Unbilden und geht auf Wanderschaft? Wildwetterwandern ist gewiss eine kleine, aber feine Abenteuervariante.

Scheitern inbegriffen. Gewiss, wer in stürmischen Zeiten zu Felde zieht sollte sich gewiss nicht in Wäldern aufhalten. Auf Island bietet ein Anbieter (www.stormhike. com) seit kurzem Sturmwanderungen an, die garantiert erst ab Windstärke 5 stattfinden. Aus der nebligen Not eine Tugend machen die Tourismuskollegen der Rhön auf der Wasserkuppe. Statistisch herrscht auf Hessens höchstem Berg an 200 Tagen im Jahr Nebel. Seit kurzem bietet Hessens höchstgelegenes Tourismusbüro Nebelwanderungen an.

Wildwetter ist Abenteuerwetter
Sauwetter gibt es immer und überall. Warum nicht an solchen Tagen die wetterfeste Kleidung, die ermoskanne mit heißem Tee im Gepäck, das kleine Abenteuer suchen? Der Wald, die Flur, die Gipfel sind garantiert menschenleer. Der Regen trommelt auf die Kapuze, der Wind peitscht die Tropfen, die wie Nadelstiche die Haut traktieren, ins Gesicht. Du läufst, du staunst und wähnst dich in Deinem persönlichen Abenteuer lm. Scheitern natürlich inklusive. Etwa, wenn das Schuhwerk den Geist aufgibt und die Nässe unaufhörlich über bislang unbekannte „Nässebrücken“ nach innen zieht. Wenn der matschige Untergrund Rutschpartien provoziert und du der naselang auf den würzigen Waldboden fällst. Jetzt ist selbst die aus vielen Joggingrunden oder Wandertouren bekannte Umgebung fremdartig und Du erlebst Dein persönliches Abenteuer. Versprochen.

Autor: Michael Sänger

 

MEHR INFOS

Sturmwanderungen auf Island

www.stormhike.com

 

Nebelwandern in der Rhön

www.rhoen.de

 

Nebelwandern Rothaarsteig

www.rothaarsteig.de

 

Wandern mit der Waschmaschine Buchtipp: Ludger Bücker
Mit der Waschmaschine durch Deutschland (Goldmann Verlag)

Direttissima Schwarzwald

https://www.youtube.com/ watch?v=NFwj-LvVFew